Frittenbudige Passionsgeschichten

Wenn der NDR nicht uncharmanten Plots den Eigensinn abwürgt, wird daraus nur ein Episodenfilm wie „Bleib bei mir“ (23 Uhr, N3)

Er kommt aus einer Gegend, in der bereits „Iserlohn“ etwa so viel bedeutet wie „Prärie“, „Weltmarkt“ oder „Ekstase“. Und er ist allein. Als er (Volker Hartung) nach Hamburg aufbricht, lernt er sie (Sabine Grabis) kennen. Auch sie hat Größeres als sonst vor. Sie will nach Billstedt zu ihrem Freund und Pfarrer.

René, ein „Star Trek“-Fan mit der Aufdringlichkeit eines Autoverkäufers, und Elisabeth, deren zartes Triebleben bereits ganz im Zauber der Jugendgottesdienste aufgeht, sind die Protagonisten der ersten Episode der N3-Kollektion „Bleib bei mir“.

Möchte der NDR ein paar Nachwuchsregisseure an die Brust drücken, indem er ihnen Technik und Material zu Verfügung stellt, quetscht er in dieser Umarmung zugleich jedem Eigensinn die Luft ab. Ein Filmchen sieht aus wie das andere. So teilen die Debütanten das Schicksal von René und Elisabeth, die vom Planetarium stehen und doch nicht nach den Sternen greifen können. Lieblos ausgeleuchtet wie eine Frittenbude und so gelangweilt arrangiert sind die Episoden von Markus Busch, Lars Montag und Dirk Oetelshoven, dass das meiste selbst in der preiswertesten Daily-Soap in die Sondermülltüte wandern würde.

Darf man sich bei der zweiten Geschichte fragen, ob man wirklich Andreas Brucker (früher mal der Jan Brandner aus „Verbotene Liebe“) beim Herumprollen in einem Beziehungsententanz sehen will, sind die anderen Plots gar nicht so uncharmant. Und wenn Serienstar Tobi (Andreas Stenschke, der Tobi aus „Verbotene Liebe“) samt Aureole auf die Erde der TV-Nation kommt, um zitternde Entchen freizulassen, Sehnsüchtige zu befriedigen und überhaupt mit jedem mitzugehen, der schon immer mal seinen Soapstar mit privaten Absichten terrorisieren wollte, ist das eine amüsant perfide Passionsgeschichte.

Das die trotzdem aussieht wie Grütze, muss nicht komplett dem Nachwuchs angelastet werden. Der sollte es in Zukunft vielleicht lieber mit dem Trekkie René halten, der sich nach gescheiterter Balz wieder in unendliche Weiten aufmacht, um andere Wesen und intelligente Lebensformen zu erforschen. Die verstehen vielleicht auch etwas von den ungeahnten Möglichkeiten von Kamera, Licht und Schnitt. Birgit Glombitza