Zur Aufnahme israelisch-syrischer Verhandlungen
: Unvermeidliche Öffnung

Demnächst also mit dem Sammeltaxi von Jerusalem nach Damaskus oder Beirut und zurück. Eine verlockende Aussicht, für alle Menschen im Nahen Osten. Die Ergebnisse des Juni-Krieges von 1967 werden revidiert, Stück für Stück.

Mehr als 30 Jahre hat dieser Krieg die politische und militärische Entwicklung im Nahen Osten bestimmt. Nun könnte aus dem arabischen Belagerungsring um Israel ein Friedensring werden. Nach Ägypten und Jordanien jetzt Syrien und Libanon. Die Aussichten stehen nicht schlecht, auch wenn die Verhandlungen in Washington nicht mehr als der Beginn vom Ende der Feindschaft sein können.

Die israelischen „Vorleistungen“, die US-Präsident Clinton in einem Brief an den „Löwen von Damaskus“ angeboten hat, dürften ein Grund für die erwachende syrische Friedensbereitschaft sein. Vollständige Rückgabe eines entmilitarisierten Golan gegen Sicherheitsgarantien für Israel, die Lieferung von Wasser und die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen. Am Ende seiner fast 30-jährigen Herrschaft muss Hafis al-Assad das syrische Haus für seinen dynastischen Nachfolger bestellen. Die Zeit arbeitet nicht mehr für den Erzfeind Israels. Die israelische Ankündigung eines einseitigen Rückzugs aus dem Südlibanon hat Damaskus unter Druck gesetzt. Wenn die letzte heiße Kriegsfront für Syrien verloren wäre, könnte Israel noch Jahrzehnte auf dem Golan ausharren. Assad ginge leer aus. Einen militärischen Schlagabtausch mit dem jüdischen Staat kann der ewige Verweigerer nicht riskieren. Die Öffnung Syriens, wie vorsichtig auch immer, ist unvermeidlich, politisch, militärisch und wirtschaftlich.

Sind die Palästinenser jetzt wieder einmal die Verlierer in diesem nahöstlichen Friedenspoker? Der arabische Verdacht, Israel könne in den Verhandlungen Palästinenser und Syrer nach Notwendigkeit gegeneinander ausspielen, erscheint angesichts der gespannten syrisch-palästinensischen Beziehungen als denkbarer Schachzug. Ohne Haken aber ist er nicht.

Wenn Barak letztlich den Widerstand gegen eine Räumung des Golan über das angekündigte Referendum überwindet, dann werden die Palästinenser analog den vollständigen israelischen Rückzug auf die Grenzen von 1967 fordern. Und eine Auflösung der Siedlungen oder ihre Eingliederung in einen palästinensischen Staat. Wenn das die Richtung ist, die mit den israelisch-syrischen Friedensgesprächen eingeschlagen wird, kann die Parole nur lauten: Weiter so.

Georg Baltissen