Handeln unterm Turm

■ Das Messegelände soll nun doch an der Lagerstraße erweitert werden

Den Bewohnern von Karo- und Schanzenviertel steht Baustellen-flair ins Haus. Das Messegelände in der direkten Umgebung wird ab 2002 erheblich erweitert. Damit hat sich der Senat dagegen entschieden, die Messe auf die grünen Wiesen von Moorfleet zu verlegen. Um fast zwei Fußballfelder, nämlich gut 18.000 Quadratmeter, wird sie sich stattdessen auf der Fernsehturm-Seite der Karolinenstraße ausbreiten. Und das ist nur der erste Bauabschnitt. Geplant ist anschließend eine neue Erweiterung um noch einmal 20.000 Quadratmeter.

Das Ganze sei nötig, weil Messen wie die Hanseboot an die Grenzen der Kapazität gestoßen seien, sagte Wirtschaftssenator Thomas Mirow (SPD). Der Senat hatte deshalb auch die Alternative Moorfleet geprüft. „Aber die Entscheidung, eine der zentralen Aufgaben der Stadt, nämlich den Handel, auch innerstädtisch zu behalten, ist richtig“, gab Stadtentwicklungssenator Willfried Maier (GAL) seinem Kollegen aus dem Wirtschaftsressort Rückendeckung.

Für Maier ist dabei am problematischsten, „das Verhältnis der Messe zum städtischen Leben im Karo- und Schanzenviertel zu regeln“. Auf keinen Fall wolle man „BewohnerInnen durch die Entwicklung vertreiben“. Im Gegenteil: Durch die Veränderung sieht Maier die Situation in den Vierteln sogar verbessert. Denn der „quälende Parksuchverkehr“ von Messegästen könne verschwinden. Geplant ist eine Tiefgarage mit 4000 Plätzen unter der Glacischaussee. Die Regenbogen-Verkehrsexpertin Heike Sudmann kommentiert: „Alle bekannten Beispiele zeigen: Wer Parkplätze sät, wird Verkehr ernten.“ Sie prognostiziert dem Karoviertel den Verkehrs-Kollaps.

Die Planer der Messeerweiterung wollen zudem mehr Gäste auf den Fernsehturm und nach Planten un Blomen locken. Der Fleischgroßmarkt an der Lagerstraße werde zumindest durch den ersten Bauabschnitt nicht berührt, sagte Mirow. Der Senator versprach: „Dadurch wird kein Arbeitsplatz am Schlachthof gefährdet.“

Bis Ende der Legislatur will man mit den Planungen durch sein. Wie all das bezahlt werden soll, verriet Mirow nicht. „Wir haben aber bereits Gespräche mit Investoren geführt“, blieb er nebulös: „Das Interesse, hier etwas zu entwickeln, scheint groß zu sein.“ aha