Nachgefragt
: Gute Galionsfigur

■ Frauenbeauftragte verteidigt Scherf und warnt vor Abbau in Bremerhaven

taz: Justiz-Staatsrat Mäurer hat jetzt vor der Bürgerschaft beteuert, dass das Sonderdezernat „Gewalt gegen Frauen“ aufgewertet werden soll. Noch vor wenigen Tagen hatte die Justizbehörde etwas ganz anderes geplant. Glauben Sie ihm?

Ulrike Hauffe, Landesfrauenbeauftragte: Das muss ich. Er hat den Beschluss des Senats umzusetzen.

Danach wird das Dezernat mit bislang zwei „halben“ Staatsanwältinnen um eine Amtsanwältin „aufgestockt“. Reicht das?

Das werden wir sehen. Wichtig ist jetzt, dass die Integration dieser Amtsanwältin in das Sonderdezernat auch räumlich und organisatorisch geschieht. Sie muss – als volle Kraft – von anderen Aufgaben entlastet sein.

Äußerungen im Justizressort klingen, als wäre es immer wieder schwierig, die Dezernats-Stelle zu besetzen. Kann frau keine Karriere machen, wenn sie „Gewalt gegen Frauen“ staatsanwaltschaftlich verfolgt?

Es ist immer wieder schwierig, sich in Frauenfragen zu exponieren. Uns ist aber bekannt, dass die Ende des Monats frei werdende Stelle einer Staatsanwältin im Sonderdezernat mit der Bremerhavener Sonderstaatsanwältin besetzt werden soll. Aber das Bremerhavener Dezernat darf nicht Leid tragend sein, es ist wichtig.

Es zirkulierten vor der Bürgerschaftsdebatte im Justizressort Pläne, nach denen „einfach gelagerte“ Fälle von häuslicher Gewalt unter AmtsanwältInnen verteilt werden sollten. Warum war das schlecht?

Wichtig ist, dass alle Fälle von Beziehungsgewalt in einem Dezernat zusammen gefasst sind, weil für die Arbeit eine besondere Erfahrung und Sensibilität nötig ist.

Läuft die juristische Unterteilung in schwere und „einfach gelagerte“ Fälle häuslicher Gewalt nicht der öffentlichen Kampagne gegen Gewalt an Frauen zuwider – die doch auch die Sensibilität für dieses Delikt schärfen soll?

Juristische Kategorien repräsentieren selten das Leid der betroffenen Personen. Da wir bei häuslicher Beziehungsgewalt in der Regel auch noch kontinuierliche Gewalt gegenüber Frauen feststellen, kann man aber auch in der Zusammenfassung der Ereignisse kaum von einer „einfachen“ Straftat sprechen.

Henning Scherf ist die bremische Galionsfigur der Kampagne. Zugleich ist er Chef des Justizressorts, das kürzlich das Sonderdezernat einschränken wollte. Haben Sie die falsche Galionsfigur?

Nein. Er ist hier die bekannteste männliche Identifikationsfigur – und wir bekommen darauf sehr viel positive Rückmeldungen. Auch war er an der Änderung des Senatsbeschlusses, wie er jetzt gefasst wurde, wesentlich beteiligt. Fragen: Eva Rhode