Kultur und Wissenschaft als Ladenhüter

Senatorin Christa Thoben ist auf der Suche nach zwei Staatssekretären. Doch die Favoriten Knopp (Kultur) und Thies (Wissenschaft) sind auf die Posten nicht erpicht

Ein Multikulti-Mann? Oder lieber ein Experte für Stadtentwicklung? Noch grübelt die neue Kultursenatorin Christa Thoben (CDU) über die Namen ihrer künftigen Staatssekretäre, doch bei der Kultur scheint sich die Frage zwischen zwei Namen zu entscheiden.

Im Gespräch ist einerseits Hans-Georg Knopp, der seit 1996 das Haus der Kulturen der Welt leitet. Zuvor hatte er an den Goethe-Instituten in Bombay, Singapur, Jakarta und Chicago gearbeitet – ein Kulturmanager, der in der werdenden Metropole neue Akzente setzen und über den Tellerrand abendländischer Repräsentationskultur hinausschauen könnte. Einziger Haken: Der 54-Jährige will wohl nicht. Knopp, der zur Zeit nicht in Berlin weilt, soll Mitarbeitern noch am Mittwochabend versichert haben, er bleibe ihnen treu.

Der zweite Name lautet Bernhard Schneider. Der 57-jährige Kulturpolitiker und Architekt wirkte einst im Stab des Kultur- und Stadtentwicklungssenators Volker Hassemer (CDU). An der Vorbereitung der 750-Jahr-Feier Berlins war er ebenso beteiligt wie an der Organisation des „Stadtforums“. Schon Thoben-Vorgänger Peter Radunski (CDU) wollte ihn 1996 zum Staatssekretär machen, doch musste er aus Kostengründen den jetzt ausscheidenden Lutz von Pufendorf reaktivieren.

Von solchen Sparmodellen redet heute niemand mehr. Schließlich bekam Radunski schmerzlich zu spüren, was ein illoyaler Spitzenbeamter anrichten kann. Pufendorf zog zwar stets am gleichen Strick wie der Senator – doch meist am anderen Ende. So funkte er seinem Chef bei der Berufung eines Intendanten für das Deutsche Theater dazwischen.

Sonst geriet Pufendorf nur wegen seines Dienstwagens in die Schlagzeilen: Einmal gab er das Gefährt beim Fuhrpark demoliert zurück, ein anderes Mal brauste er mit Tempo 140 über die Stadtautobahn.

Zu politischen Geisterfahrten ließ sich der Wissenschaftsstaatssekretär Ingolf Hertel nicht hinreißen. Großen Glanz allerdings hat der Naturwissenschaftler bisher nicht verbreitet, weshalb Thoben auch für diesen Posten eine Neubesetzung erwägt – womöglich mit Hertel-Vorgänger Erich Thies, der erst vor etwas mehr als einem Jahr zur Kultusministerkonferenz (KMK) geflohen war. Unklar ist daher, ob Thies den Posten überhaupt anstrebt. Ralph Bollmann