Pelz macht Abgeordnete zum Tier

■ Grüne demonstrieren auf dem Ku’damm gegen haarige Weihnachtsgeschenke. Ihr Vorwurf lautet: Die Pelze stammen von getöteten Haustieren

Weihnachtszeit – Zeit des Schenkens und der Freude. Doch wenn sich toter Pelz auf Berliner Gabentische verirrt, werden bündnisgrüne Abgeordnete wie Hartwig Berger und Claudia Hämmerling zum Tier und strangulieren vor Zorn sogar Plüschkatzen.

Aus Protest gegen Pelzprodukte als Festpräsente zwängten sich die beiden gestern Morgen in Tierkostüme. Pelzig vermummt demonstrierten sie auf dem Ku’damm mit drei Amtskolleginnen und einigen Tierversuchsgegnerinnen gegen die „Grausamkeiten“ in der Pelzproduktion.

Während sich im vorweihnachtlichen Einkaufstaumel die Pelzkäufe häufen, setzen die DemonstrantInnen auf die saisonbedingte Barmherzigkeit der Berliner – vor allem mit vierbeinigen Hausgenossen. Denn hinter exotischen Pelznamen wie „Lipi“ oder „Corsak“ verbergen sich nach Ansicht der Grünen-Fraktion Pelze von Haushunden und Katzen, denen bestialisch das Fell über die Ohren gezogen wird.

„Sie können in jedes Bekleidungsgeschäft gehen – überall hängt Pelzbesatz in den Schaufenstern“, kritisierte Hämmerling. Trotz Schneetreibens kam die Abgeordnete in ihrem haarigen „Cat-Suit“ genauso ins Schwitzen wie Weihnachtsshopper, die versuchten, der Infokampagne der tatzenfuchtelnden Demonstrantin auszuweichen.

Die Brutalität gegen Pelztiere war Grund für Hartwig Berger, sich eine Fuchsmaske überzustülpen und unter dem Gelächter von Passanten den Modellen im Schaufenster eines Pelzgeschäftes die Zähne entgegenzufletschen. Wenig lustig fand das ein Mitarbeiter des Bekleidungshauses: Er sprach von „Verunglimpfung des Ladens“ und drohte mit der Polizei.

Beispielsweise 40 bis 60 Nerze oder 15 bis 20 Hunde leiden und sterben für die Herstellung eines Pelzmantels, behauptet die Initiative „Tierversuchsgegner Berlin und Brandenburg“. Während hunderttausende Pelztiere in Zuchtfarmen leiden müssten, würden in vielen asiatischen Ländern Hunde und Katzen schlicht von der Straße weg gefangen und zu Krägen und Mänteln verarbeitet.

Wer das Weihnachtsfest „mit ruhigem Gewissen verbringen“ wolle, so Almuth Tharan (Grüne), solle ganz auf Pelze verzichen oder vor dem Mantelkauf wenigstens nach der Herkunft des haarigen Materials fragen. „Wenn der Verkäufer keine Antwort weiß, Finger weg“, riet Tharan, eine strangulierte Plüschkatze schwenkend.

Wie kleidsam Pelzersatz sein kann, demonstrierte Tierversuchsgegnerin Isolde Kaufmann: Die 79-Jährige machte in ihrem plüschigen Teddy-Mantel eine bessere Figur als die Fuchs- und Nerzträgerinnen, denen sie mit ihren Flugblättern auf die Pelle rückte. Die waren nur entnervt.

Markus Wierz