Oder: Woher Flipper wirklich kommt

Die wahre Geschichte des Besuchs der Hl. Drei Könige im Stall

Beugt sich also König Balthasar über unseren kleinen Schratz. Und mit ihm die Schnauzeeines ganz jungen Delfins

Weihnachten steht wieder vor der Tür, das Fest, an dem unser lieber Heiland von einem Delfin gebissen wurde. Und wie jedes Jahr stellt sich die Frage – Wie? Stimmt gar nicht? Ja, okay, okay. Es war nicht Weihnachten, sondern Heilig-Drei-König. Weihnachten wurde er ja schon gekreuzigt (wie Meister Eckhard bezeugt). Aber das mit dem Delfin stimmt, auch wenn die religiösen Eiferer jetzt wieder aufschreien, all diese Pseudotheologen, die an der Authentizität der Quoll-Hamm-Rollen zweifeln und nach wie vor die alt bekannte Weihnachtsgeschichte nachbeten. Denn der Text der Quoll-Hamm-Rollen (der älter ist als alle Evangelien zusammen) belegt, dass es in Wirklichkeit ganz anders war.

Zwar kamen tatsächlich drei komische Heilige aus dem Morgenland nach Bethlehem, doch sie hatten mitnichten Gold, Weihrauch und Myrrhe dabei! Es handelt sich zweifelsfrei um einen Hörfehler der Evangelisten, die sich die Story in einer Kneipe von einem Gewährsmann erzählen ließen. Bis zur Ankunft der später sog. Hl. Drei Könige ging ja auch alles ganz gut. Genau an diesem Punkt hatten die Evangelisten aber dann doch entschieden zu viel gebechert, und es ging alles drunter und drüber bei der Übermittlung der Frohbotschaft.

Mit der Folge, dass die Wahrheit fürchterlich entstellt wurde. Die Wahrheit aber ist diese: Die drei Weisen aus dem Morgenland hatten so dies und das dabei, als sie in Bethlehem ankamen: Kaspar ein dickes Pausenbrot, Melchior hatte nichts dabei, der fuchtelte in einer Tour mit den Händen herum, der hätte gar nichts tragen können, und Balthasar, der hatte einen Delfin untern Arm geklemmt. Und kommen Sie mir jetzt nicht damit, dass das nicht geht! Weil erstens: War das ja noch’n ganz junger Delfin. Und zweitens: Sind Delfine bekanntlich gar keine Fische, sondern Säugetiere, die’s nur gern feucht haben. Hin und wieder ein nasser Waschlappen genügt vollkommen.

Also: Die drei klopfen ans Scheunentor, es wird ihnen aufgetan, und nachdem unser lieber Heiland von dem Pausenbrot von dem Kaspar abbeißen hat dürfen und Melchior von seinen beiden Kollegen geschickt von der Krippe ferngehalten worden ist, dass er mit seinen unberechenbaren Armen kein Unheil anrichtet, beugt sich also Balthasar über unsern kleinen Schratz. Und mit ihm, wie gesagt, die Schnauze eines jungen Delfins.

Klein Jesus schaut geschreckt, und auch die Alten sorgen sich, doch Balthasar beruhigt sie routiniert: Der tut nichts! Der mag Kinder! Und wie zur Bestätigung reißt der Delfin die Schnauze auf, schnattert sehr sympathisch, der Kleine in der Krippe schreit vor Vergnügen, ja, der ganze Stall lacht mit einem Mal wie erlöst.

Und dann passiert es. Der Delfin schnappt zu. Dass Balthasar mit seinen Entschuldigungen und Beteuerungen („Der wollte doch bloß spielen, der tut das sonst nie!“ usw.) keinen rechten Erfolg hatte, kann man sich denken.

Während sich aber nun der arme Balthasar mit der keifenden sog. Jungfrau herumprügelte und die beiden andern Könige den hl. Josef zu beschwichtigen versuchten, kümmerte sich kein Schwein mehr um das Jesuskindlein, geschweige denn um den Delfin. Der aber war auf einmal verschwunden, als die Kombattanten wieder zu sich kamen, während das Baby in der Krippe zufrieden schmatzte, und als alle in schweigender Ehrfurcht vereint davor niederknieten, da dämmerte es zumindest dem König Balthasar, dass mit diesem Jesus nicht zu spaßen war.

Nachdem dieser nun den armen kleinen Delfin 30 Jahre lang verdaut hatte, spuckte er ihn eines Tages wieder aus, als er mit seinen Jüngern beim Segeln war. Und er sprach zu dem Delfin also: Ab heute heißest du Flipper, und ich sage dir, du wirst bis ans Ende deiner Tage nur noch gute Werke tun. Flipper quiekte vor Begeisterung, ihm war jetzt alles wurst.

Naja, der Rest ist bekannt: Was dem Hindu seine Kuh, ist dem Christenmenschen der Delfin.Florian Sendtner