Sonnengekühltes Eis

Dreirädrige Kraftwerke als hintersinnige pädagogische Maßnahme:„Solarcafés“ produzieren Sonnenenergie zum Anfassen und sehen auch noch gut aus

Das futuristisch anmutende Gefährt soll auffallen: Das Dach des elegant geschwungenen Dreirades schillert in der Sonne und erzeugt dabei den Strom für die Kühlbox oder die Kaffeemaschine. Wer sich das neugierig aus der Nähe anschauen will, bekommt gleich eine Einführung in Solartechnik. „Das kann jeder kapieren: Wenn man damit Kaffee kochen kann, kann man auch damit duschen.“ So bringt Sepp Fiedler den pädagogischen Sinn seines „Solarcafés“ auf den Punkt. Die von Fiedler entwickelten rollenden Sonnencafés werden für Umweltmessen, an Firmen und an Schulen vermietet, einige hat er auch schon bis nach England und Österreich verkauft. Allein in Berlin sind fünf Solarcafés unterwegs. Dabei hatte der Tüftler zunächst für die Gegenmannschaft gespielt: „Ich komme aus der Physik, habe in mehreren Kernkraftwerken gearbeitet und weiß, wie schwer es die alternative Szene hat, dagegen anzustinken.“

Als Fiedler 1992 nach Berlin kam, setzte er sich in den Kopf, Solartechnik erst einmal in ihren einfachsten Grundzügen zu erklären. Das gehe am besten, indem man sie vorführe: „Viele kennen noch nicht einmal den Unterschied zwischen einem thermischen Sonnenkollektor, der Wasser erwärmt, und einer Fotovoltaikanlage, die elektrischen Strom liefert.“ 1995 erhielt er für seine anschaulichen Projekte den Berliner Umweltpreis. Mit den dreirädrigen Kraftwerken habe er eine Form gefunden, Solarenergie in normale Lebenszusammenhänge zu bringen, sagt Fiedler. „Hintersinnig pädagogisch“ nennt er diesen Ansatz.

Wenn er zum Beispiel ein Solarcafé an eine Schule vermietet, ist immer eine Cola-Dose als Anschauungsobjekt dabei. Für die Herstellung einer Getränkedose wird so viel Energie benötigt, wie ein Quadratmeter thermischer Sonnenkollektoren im Schnitt pro Tag produziert. „Viele Schulkinder trinken am Tag aber nicht eine, sondern vier oder fünf Dosen“, schätzt Fiedler. Das entspricht dem Energieverbrauch von vier bis fünf Quadratmeter Sonnenkollektoren – eine Anlage dieser Größe reiche für ein Einfamilienhaus völlig aus. Wer also jeden Tag fünf Dosen weniger trinkt, hat damit schon genauso viel Energie eingespart, wie eine 12.000 Mark teure Solaranlage produziert. MK

Solarcafé, Sepp Fiedler, Kurfürstenstr. 14, 10785 Berlin. Tel. 2 65 22 59. www.solarcafe.de