Vorweihnachtlicher Präsentkorb

■ Der HSV besiegt den MSV Duisburg mit 6:1 und Karsten Bäron feiert sein Comeback

Tief in seinem Herzen ist Frank Pagelsdorf, der Trainer des Hamburger SV, ein sentimentaler Romantiker. Weihnachten ohne Präsente – das geht nicht. Weder zu Hause bei Frau und Kind, noch auf dem Fußballplatz. Beim Spiel seiner Mannschaft gegen den MSV Duisburg am Sonnabend schenkte er den Fans und einem längst invalide geglaubten Kicker einen zehnminütigen Auftritt. Karsten Bäron durfte nach zwei Jahren und acht Monaten zum ersten Mal wieder bei einem Pflichtspiel den Rasen im Volksparkstadion betreten.

Nach acht größeren Operationen, mit einem eigentlich ruinierten Knie und einer Herzmuskelentzündung war der Auftritt des Stürmers so etwas wie ein vorweihnachtliches Wunder. Und hätte nicht der Duisburger Abwehrspieler Torsten Wohlert ein Herz für Bäron gehabt, würde der noch jetzt an der Außenlinie auf seinen Einsatz warten. Trotz eines gellenden Pfeifkonzerts der Zuschauer, die ihren Star sehen wollten, wollte der Ball nicht aus dem Spiel. Selbst als Niko Kovac ihn in Richtung Seitenlinie trat, blieb er vor dieser liegen. Erst Wohlerts Stoß ins Aus machte den Wechsel möglich.

Allerdings hatten die Mitspieler Bärons ihm bereits in der ersten Halbzeit die Show gestohlen. Mit einer 5:1-Führung gingen die klar überlegenen Hanseaten in die Pause. Zwei Tore von Anthony Yeboah, eines durch Nico-Jan Hoogma, ein Eigentor durch den desolaten Tomasz Hajto und ein Elfmetertreffer durch Torhüter Hans-Jörg Butt sorgten für die mehr als beruhigende Führung. Kurz vor Schluss erzielte Hoogma mit seinem zweiten Tor den 6:1-Endstand. Mit seinen zwei Treffern hat der Ghanaer übrigens gleichgezogen und ist mit sieben Treffern zusammen mit Butt der beste Schütze des HSV.

Alles in allem dürften die Hamburger mit ihrer Hinrunde zufrieden sein. Einzig dass sie sich durch die Finalniederlage im Elfmeterschießen gegen Montpellier im UI-Cup nicht für den UEFA-Pokal qualifiziert haben, könnte ihnen sauer aufstoßen. Ansonsten gab es seit März in 29 Punktspielen nur drei Niederlagen „Zwischen dem HSV von heute und dem vor einem Jahr liegen Welten. Wir haben genügend Geduld gehabt, die man braucht im Geschäft“, sagte Vorsitzender Werner Hackmann zu dem Aufstieg, und Trainer Frank Pagelsdorf ergänzte: „Was die Mannschaft vom Tempo her in der Offensive geleistet hat, war oft beeindruckend. Wir gehen selbstbewusst in die zweite Halbserie.“

Der Aufschwung des HSV ist verbunden mit einem Namen: Rodolfo Esteban Cardoso. Als der Argentinier am Sonnabend ausgewechselt wurde, dankten ihm die Fans mit Standing Ovations für seine grandiose Hinrundenleistung. Im Sommer aus seiner Heimat zurückgekommen, war der 31-Jährige bei Pagelsdorf nur zweite Wahl und sollte möglichst schnell wieder abgegeben werden. Doch durch eine gute Vorbereitung spielte er sich wieder ins Team und ist mit seiner geraden, einfachen Art Fußball zu spielen der ideale Vorbereiter für die Stürmer wie Yeboah oder Präger. Sollte er sich in der Rückrunde mit Bäron auch so gut verstehen, muss sich der HSV vor einem Einbruch nicht fürchten.

Eberhard Spohd