Mit www.michiHB.de auf Du und Du
: Schwulenfeindlich?

■ SPD-Abgeordneter Engelmann fühlt sich von Anzeigenblatt verunglimpft

In scharfen Worten wehrt sich der einzige offen schwule Abgeordnete der Bremer Bürgerschaft, Michael Engelmann (SPD), gegen einen Bericht des Weser-Report. Dieser hatte am Sonntag unter dem Titel „Nackte Männer auf dem PC“ Engelmanns Internet-Auftritt unter die Lupe genommen. Das Ganze sei nichts als ein „plumper Versuch, einem offensiven und in der schwulen Bremer Szene anerkannten Politiker zu schaden“, so Engelmann. Weder gelange man von seiner Homepage (www.michiHB.de) zu „nackten Tatsachen“, noch zu „schwulen Internetdiensten, die bewusst abzocken“. In dem Artikel des Weser Report-Chefredakteurs Axel Schuller hatte es geheißen, die Homepage Engelmanns verknüpfe „Politik, Privatleben und Gay-Fotos“. CDU-Fraktionschef Jens Eckhoff hatte Links zu kommerziellen Anbietern kritisiert und als „unmöglich“ bezeichnet.

Wer Engelmanns Homepage anklickt, erfährt zunächst eine ganze Reihe mehr oder weniger interessante Details (“ledig, keine Kinder, schwul“) aus dessen Leben: Die besten Freunde samt Foto und gemeinsamer Geschichte, der Terminkalender der vergangenen zehn Tage. Per Link gelangt man auf die Seiten des schwulen Internetdienstes www.eurogay.de, kann dort allerdings höchstens halbnackte Männer begutachten, dafür aber ein Exklusiv-Interview mit Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin nachlesen. Ferner gelangt man von www.michiHB.de zu den wenig verdächtigen Internetseiten von taz und Spiegel, aber auch zu dem hübschen britischen Film „The Beautiful Thing“.

Auch der SPD-Fraktionsvorsitzende Jens Böhrnsen konnte daran „nichts Anstößiges oder Pornographisches“ entdecken: Es sei „absurd“, die Seiten wegen ihres Inhalts anzugreifen, so Böhrnsen. Allerdings müsse auch die Frage erlaubt sein, ob eine private Homepage unter dem Titel „Mitglied der Bremer Bürgerschaft“ firmieren müsse.

Eckhoff wiederum erklärte gestern, er habe sich mit seiner Kritik auf Verweise bezogen, die inzwischen verschwunden seien. „Einige Links zu eindeutig kommerziellen Anbietern sind seit vergangener Woche gelöscht worden“, so Eckhoff. Unter ihnen soll die Seite www.janesgallery.com gewesen sein, hinter der sich ein Anbieter nur für über 18-Jährige mit einer ganzen Galerie semipornographischer Bilder von wahlweise „Teens“ oder „Twens“ verbirgt. Engelmann reagierte empört: „Ich habe nichts gelöscht!“

Unterstützung erhält der 30jährige Abgeordnete, der im vergangenen Jahr in die Bremer Bürgerschaft einzog, aus Niedersachsen: Der Artikel sei ein Versuch, Engelmann „auf perfide Weise zu verunglimpfen“, konstatierte Achim Schipporet. Landesvorsitzender der niedersächsischen „Schwusos“, in einem offenen Brief. Schipporet beklagt außerdem die mangelnde Unterstützung durch den Bremer Fraktionschef Böhrnsen: „Bei der erstbesten Gelegenheit lässt man einen Parteifreund öffentlich im Regen stehen.“

jago