Das Portrait
: Noch Polterer, bald Diplomat?

Rudolf Dreßler, der SPD-Polterer vom Dienst, geht voraussichtlich als deutscher Botschafter nach Israel. Es gibt zwar noch keine offizielle Bestätigung des Auswärtigen Amtes. Aber nach 16 Jahren legte Dreßler gestern den Vorsitz der SPD-Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) nieder. Deshalb zweifelt nun kaum noch jemand daran, dass er den Diplomaten-Posten annehmen wird.

Bereits vor einem Jahr hatte Bundeskanzler Schröder dem SPD-Traditionalisten den Job in Tel Aviv angeboten. Damals lehnte Dreßler noch ab: Er lasse sich „weder ent- noch versorgen“. Nun scheint der 59-Jährige doch zu denken, dass Israel ein gelungener Abschluss seiner Politikerkarriere sein könnte. Besser jedenfalls, als sich weiter mit einer Partei, die sich von ihm entfernt hat, einem Bundeskanzler, der ihn nicht ausstehen kann, und einer grünen Gesundheitministerin herumzuärgern.

Dreßler ist seit einem Jahr beleidigt, weil ihm der Kanzler den erhofften Posten des Arbeitsministers verweigerte und „sein“, Dreßlers, Gesundheitsministerium an die junge Grüne Andrea Fischer ging. Sie war ihm bereits in der vergangenen Legislaturperiode mit – aus seiner Sicht neoliberalen Ideen – auf den Wecker gegangen.

Und Dreßler machte es der unerfahrenen Grünen nicht leicht. Er warf ihr handwerkliche Fehler vor und blamierte sie in aller Öffentlichkeit. Ein Kommentator nannte ihn deshalb „eine unvertäute Schiffskanone, die übers Deck der Gesundheitspoltitik rumpelt“.

1969 trat Dreßler, der gelernte Drucker, mit 28 Jahren in die SPD ein und machte dort schnell Karriere. Seit zwölf Jahren ist er einer der Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion. Nach einem Autounfall im November 1997 lag Dreßler mit inneren Verletzungen monatelang im Krankenhaus. Doch schon bald nach seiner Entlassung legte er sich erneut mit dem Bundeskanzler an: Das Schröder/Blair-Papier stehe „in deutlichem Widerspruch zum SPD-Programm“, stichelte er in der taz.

Ob Gerhard Schröder den renitenten Kritiker in den eigenen Reihen nun endgültig los ist?

Der Botschafterposten in Israel ist zwar weit weg von der deutschen Innenpolitik, aber gehört zu den politisch wichtigen und nicht einfachen Aufgaben im Auswärtigen Dienst. Dreßler, der seit vielen Jahren enge politische Beziehungen zu israelischen Parteien und Organisationen pflegt, könnte auch in Israel für den Kanzler unbequem werden. Tina Stadlmayer