Brot für DIE WELT

■ Return of produktive Selbstzerstörung: Gegen den Weihnachts-Speck mit den Body-Core-Kasteiern Hrubesch Youth

Der zweite Weihnachtstag ist wirklich schlimm. Das öffentliche Leben scheint erlahmt, die meisten Körper vom Bratenfett geweitet, und auch die Kultur hält ihren jährlichen Verdauungsschlaf. Im Molotow setzt man an diesem Tag der ungesunden Fülle ganz auf The Return of Krach: Das kleine Special-Interest-Label Fidel Bastro ist's, dass die sagenumwobenen Hrubesch Youth auf die Eckbühne des guten Clubs auf dem Kiez schickt, um einmal an sich selbst so etwas wie die produktive Selbstzerstörung zu praktizieren.

Seit nunmehr sieben jahren nähen die Grindcore-Kasteier an ihrem Konzeptkleid aus totalem Body-Core, entrückter Nacktheit und ultrabrutaler Gitarrenmusik. Club, Musiker und die sich trauenden Anwesenden werden dabei zum Erlebnisort mit ungewissem Ausgang. Nicht selten sind dabei Blut und andere Körpersäfte geflossen, mussten Clubs danach renovieren und hatten Unbedarfte eine Anekdote mehr zu erzählen. Keine Jim Rose-Show, null Eitelkeit, dafür viel Schredderei und Unkontrolliertheit.

Im Vorprogramm frickelt sich zunächst Unhold-Gitarrist Andy Künnecke durch sein Werk verzwickter Songs und soll dann dem Willen der Veranstalter nach sich auch noch auf die Bühne zu den alten Wilden der Hrubesch Youth stellen, um gemeinsam den Rock durch die Wand zu drücken. Natürlich nur, wenn die noch können und ihn lassen. Doch selbst an diesem Abend des Rock-Rupfens kann man den guten Geist der Nächstenliebe in Form einer Spendenaktion spüren: Die Gastgeber rufen alle Kommenden auf, an der Brot für DIE WELT-Aktion teilzunehmen.

Das geht so: Jeder bringt eine ihm beliebige Menge Backwaren mit, diese werden gesammelt und als Brot-Paket an die Tageszeitung am Axel-Springer-Platz geschickt. Parallel und als pfiffige Steigerung bekommt auch das Schwesterblatt DIE WELT AM SONNTAG in den Genuss von gespendeten Aufbackbrötchen. Der Feind, der beschenkt wird. Oliver Rohlf

So 26. Dezember, Molotow, 22 Uhr