Antworten auf Letzte Fragen
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Wie kann man links und rechts allein mit Worten erklären (ohne dies räumlich anzuzeigen)? (18. 12. 99)

Links steht der Schrank und rechts das Sofa.

Marco Buckpesch (5 Jahre)

Schaut man nach Norden, ist links im Westen.

Sara Buckpesch (7 Jahre)

Hier zwei Vorschläge: 1) Rechts ist da, wo auf der Uhr die 3 steht. 2) Sonne und Mond wandern von links nach rechts (gilt nur auf der nördlichen Hemisphäre – in Australien ist es umgekehrt).

Helmut Richter, Frankfurt a. M.

1. Möglichkeiten, die auf Konventionen beruhen und daher nur eine für Deutschland, den europäischen Kulturkreis usw. begrenzte Geltung haben:

1.1. Konfektion: Herrenhemden, -jacken usw. haben die Knöpfe, vom Träger des Kleidungsstücks aus betrachtet, rechts, Damenkonfektion links.

1.2. Klavier: wenn man vor dem Klavier sitzt, sind die Tasten für die tiefen Töne links, die für die hohen Töne rechts.

1.3. Die Zeiger einer Uhr bewegen sich in einem Kreis nach rechts herum.

1.4. wenn eine Schraube in Holz oder in eine Mutter hineingedreht wird, erfolgt das im Drehsinn rechts herum, der gleiche Drehsinn wird auch bei Schraubverschlüssen auf Flaschen oder bei Wasserhähnen verwendet (Zudrehen = rechtsherum); es gibt da aber auch in Deutschland Ausnahmen (z. B. Spezialschrauben, Sicherheitsverschlüsse für Kinder).

1.5. Wenn man ein Buch richtig herum vor sich liegen hat und die erste Seite aufschlägt, klappt der oben liegende Buchdeckel nach links.

1.6. Wenn man in deutschen (auch englischen, französischen, spanischen, russischen usw., nicht aber z. B. in arabischen oder hebräischen!) Texten ein Wort, eine Zeile liest, ist der Beginn immer links.

1.7. Wenn man mit dem Auto in einen Kreisverkehr einbiegt, wird man zwangsweise nach rechts geschickt.

2. Objektivere Methoden

2.1. (gilt nur auf der Nordhalbkugel): Von einem kundigen Menschen nachts den Polarstern zeigen lassen und die Richtung (= Norden) festhalten; dann zum Sonnenaufgang in diese Richtung blicken: die Sonne geht jetzt rechts auf; zum Sonnenuntergang in Richtung des Polarsterns blicken – dann geht die Sonne links unter.

2.2. (gilt auch nur auf der Nordhalbkugel ???): Wenn man von oben auf Tiefdruckgebiete sieht, strömt die Luft linksherum hinein, aus Hochdruckgebieten rechtsherum heraus.

2.3. Man nehme einen Magnetkompass, dessen Nadel nach Norden zeigt, und bringe die Aufschrift N bzw. NORD unter die Nord-Anzeige der Nadel, dann ist dort, wo jetzt W bzw. WEST steht, links und dort, wo O = OST steht, rechts. Ellen und Joachim Krause,Schönberg

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Ist es normal, normal zu sein? (18. 12. 99)

Normalerweise nein. Heinz RudolfBruns, Wasserburg/Inn

Normalerweise schon, aber eigentlich nicht.

Heinrich Gustav Nießen

Normalerweise nicht: Nichts ist normaler als Abweichungen von der Normalität. Ohne diese Abweichungen hätten wir keine Individualität; der Mann ohne Eigenschaften ist eine statistische Fiktion. Beim Roulette ist es zwar normal, dass Rot so häufig vorkommt wie Schwarz, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Rot genauso häufig vorkommt wie Schwarz, wird umso geringer, je länger man spielt. Im Übrigen: Wäre es normal, normal zu sein, wäre diese Frage nie gestellt worden, denn mangels Variabilität hätte die Evolution nicht so komplexe Lebewesen wie den Menschen hervorgebracht. Wie langweilig wäre doch eine Welt, in der es normal ist, normal zu sein! Jens B. Asendorpf,Berlin

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Warum gehen Glasmurmeln nicht kaputt, wenn sie herunterfallen, wie alle anderen Sachen aus Glas? (18. 12. 99)

Weil sie aus festem Glas sind.Paul Scheffler (7 Jahre), Berlin

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Warum hängen an unbenutzten Kränen immer Tische oder Betonmischer? (11. 12. 99)

Die Beantwortung dieser Frage erschließt sich eher historisch aus der Tatsache, dass die Zünfte (einige auch als Vorläufer der Gewerke des heutigen Baubetriebes) seit dem Mittelalter eine starke gesellschaftliche Stellung eingenommen haben. Diese drohte jedoch mit der Industrialisierung immer mehr an Bedeutung zu verlieren, womit sich die eitlen Meister nicht abfinden konnten. Deshalb werden, was kaum jemand weiß, in jüngster Zeit so genannte Hängeordnungen im Rahmen der Tarifverhandlungen vereinbart. Dort wird dann geregelt, welches Gewerk sich neben dominierenden Kränen präsentieren darf (Kreissägen=Tischler, Betonmischer=Maurer etc.).

Ein Banause/eine Banausin ist, wer glaubt, das Zeug würde nur aufgehängt, um es vor Entwendung zu schützen und damit den Schaden zu schmälern, den das Baugewerbe und die Versicherungswirtschaft jährlich in Millionenhöhe hinnehmen muss. Dann würde es ja nur nachts hängen. Dem kann man entgegenhalten, dass man auch (sonn)tags an der A 9 prima Beobachtungen anstellen kann, wenn man im baustellenbedingten Stau steht. Wenn man Glück hat, sieht man vielleicht ein Paar Schuhe oder Arbeitskleidung am Kran hängen, was auf die Schuster, Schneider und Tuchscherer hinweisen dürfte. Die Zunft der Brauer scheint allerdings derzeit keinen großen Einfluss zu haben, weil die Bierflaschen nicht aufgehängt, sondern meist achtlos auf den Boden geworfen werden. Was ich noch nicht herausgefunden habe: Auf welche Zunft gehen Leitern zurück, die man ebenfalls hin und wieder erblickt. Leiterer?

Christoph Niederwieser, Berlin

Stünden die Tische und Betonmischer nach Feierabend noch an ihrem Platz, würden die Bauarbeiter sicherlich nach Einbruch der Dunkelheit zurückschleichen und heimlich weiterarbeiten. Und da der Chef so etwas nicht dulden kann (er hat ja eine Fürsorgepflicht gegenüber seinem Personal), wird der Kranführer angewiesen, größere Baumaschinen an seinem Haken in luftige Höhen zu entführen. Danach noch schnell den Bauwagen verriegelt, und den Leuten bleibt nichts anderes übrig, als mit gesenktem Haupt nach Hause zu gehen und den Feierabend/das Wochenende zu ertragen.

Ingo Nies, Meppen

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Wie sieht der innere Schweinehund aus? Welches Geschlecht hat er? Kann er sich vermehren, wenn ja, wie, und wie sieht sein Nachwuchs aus? In welchem Organ siedelt er? Kann er dem Innernen entfliehen oder muss er drinnen blieben? Gibt es auch einen äußeren Schweinehund? (4. 12. 99)

Also, hier bei uns im Eifelurwald existiert der innere sowie der äußere Schweinehund meist anarchisch im jeweils vorhandenem Untergrund. Der innere, den ich bisher noch nie in freier Wildbahn gesehen habe, muss irgendwo unter meinem Hochbett zwischen Bücherkisten, Trödel und demontiertem Schlagzeug hausen. Er scheint sich von muffigen Wollsocken und waschreifen Unterhosen zu ernähren, weil diese Dinge meistens in diesem Revier auf Nimmerwiedersehen verschwinden. Dass er dort unter dem Bett steckt, wird des Weiteren durch die Tasache bewiesen, dass er mich fast jeden Morgen heimtückisch mit Zähnen und Klauen am Aufstehen hindert!

Auch den äußeren Schweinehund scheint es zu geben. Der verschanzt sich, nach Aussagen meiner Frau, vorliebend gern knurrend und zähnefletschend am Frühstückstisch hinter der taz. Sie behauptet, seine schwarzrandigen Krallen (vier pro Tatze) und seinen struppigen Kopfpelz gesehen zu haben, was ich jedoch nicht bestätigen kann. Dass Schweinehunde ausschließlich männlichen Geschlechts sind, wie meine Frau schwört, und wie und ob sie sich fortpflanzen, ist bislang noch nicht genügend erforscht worden. Wenn ich die Schweinehunde mal erwischen sollte, schicke ich gerne mal ein Foto von den Drecksviechern. H. Savelsberg, Bad Münstereifel

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Was ist schwerer? Sich an etwas Vergessenes zu erinnern oder seine Erinnerungen zu vergessen? Und was ist wichtiger? (11. 12. 99)

Die Frage resultiert aus einem Missverständnis, sie unterstellt für beide Items die Idee einer bewussten Entscheidung. Doch lediglich der Versuch, sich an etwas Vergessenes erinnern zu wollen, ist dem Willen unterworfen. Letztlich eine Frage der Konzentration: Nichts auf dieser Welt geht verloren (selbst der geringste Gedanke nicht), da der individuelle „Blackout“ vom kollektiven Gedächtnis kompensiert wird. Erinnerungen bewusst zu vergessen ist dagegen schlicht unmöglich. Der Geist müsste zu diesem Zwecke den Gegenstand des Vergessens zunächst fokussieren. Gleichzeitig Festhalten und Loslassen? Vergiss es!Martin Zimmer

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Warum haben Wein- und Sektflaschen eine Delle am Boden? (27. 11. 99)

Vor ca. 1.000 Jahren hatten alle Flaschen eine Vertiefung im Boden, u. a. deshalb, weil durch den Herstellungsprozess am Boden immer eine scharfe Abbruchkante entstand. Da man damals noch nicht in der Lage war, diese zu entfernen, wurde der Boden einfach in noch heißem Zustand nach innen gedellt. Aus nostalgischen Gründen legen noch heute einige Spirituosenhersteller Wert auf dieses Detail. Markus Stürmann

Bad Driburg-Erpentrup