Intendant Pierwoß setzt Ultimatum

■ Theaterchef will gehen, wenn Vertrag nicht verlängert wird

Seit August arbeitet Klaus Pierwoß ohne Vertrag, jetzt hat der Intendant des Theaters am Goetheplatz die Faxen dicke: „Ich setze den 15. Februar als Frist.“ Wenn der Vertrag bis dahin nicht unterschrieben sei, werde er die Arbeit „hinschmeißen“. Bei diesem Ultimatum beharrt er auch auf der mündlichen Absprache mit Kultursenator Bernt Schulte (CDU), dass er die Tarifsteigerungen nicht aus seinem Etat bezahlen muss. Genau das ist inzwischen der Streitpunkt.

„Ich kann eine Übernahme von Tarifsteigerungen bei der gegenwärtig unklaren Lage der Finanzen in meinem Ressort nicht zusagen“, teilte Schulte mit. Eine Vorabgarantie für das Bremer Theater hätte zur Folge, dass im ungünstigsten Fall viele andere Kultureinrichtungen nicht finanziert werden können. Schulte hält es für unstrittig, dass der Theateretat bis 2004 nicht gekürzt wird. Doch Pierwoß kontert: „Wenn wir die Tarifsteigerungen aus unserem Etat bezahlen müssen, ist das eine Kürzung durch die Hintertür.“

„Dieser Senat betreibt eine desaströse Theaterpolitik“, wetterte der seit 1994 in Bremen tätige Intendant gestern. „Kultursenator Schulte hat in dieser Regierung keine politische Rückendeckung.“ Schon im Sommer habe Schulte angekündigt, dass Absprachen eingehalten werden und eine Vertragsunterzeichnung bevorstehe. Seit Wochen habe Pierwoß den Senator deswegen gelöchert, doch das Klima sei immer eisiger geworden. Für die laufende Spielzeit gäbe es nicht mal einen vom Aufsichtsrat genehmigten Wirtschaftsplan, sagte Pierwoß und ergänzte: „Das ist ein unhaltbarer und bundesweit einmaliger Zustand.“

Das Theater am Goetheplatz hat in dieser Saison – ohne Orchesterzuschuss – einen Etat von 39,2 Millionen Mark. In dieser Summe sind Tariferhöhungen von rund einer Million Mark enthalten. Pierwoß rechnet mit jährlichen Steigerungen von höchstens drei Prozent. Nach Ende der fünf Jahre würde der Theateretat demnach auf rund 43,5 Millionen Mark steigen.

Bereits vor zwei Jahren hatten sich Pierwoß und die damalige Kultursenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) mündlich über eine fünfjährige Vertragsverlängerung ab 1999 geeinigt. Bei der anschließenden Pressekonferenz brach allerdings der Stuhl unter Pierwoß zusammen. Nachdem das Gelächter verstummt war, hatte Kahrs damals gesagt: „Dieses Theater ist auf einem Erfolgskurs. Wir müssen aus der Armenhaus-Atmosphäre raus, und da kommt der Kultur eine besondere Bedeutung zu.“ ck