Alte Socken für die Zukunft der Arbeit

Wie sich Arbeitslose um das Bündnis für Arbeit bemühten, aber eine Abfuhr bekamen

Berlin (taz) – Hatte es nicht geheißen, das Bündnis für Arbeit fällt aus? Aber nein. Auf den Namensschildern war ja in großen Lettern zu lesen: Schulte, Hundt, Henkel, Zwickel, Mai, Schmoldt – und Schröder. Die Arbeitsloseninitiative „Arbeit für Zukunft“ hatte eigens einen Bankettsaal gemietet, um die Sozialpartner doch noch an einen Tisch zu bringen – im Berliner Hotel Albrechtshof.

Vereinssprecher Dieter Kübbeler, selbst seit sieben Jahren arbeitslos, wollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen: Endlich konnte er seinen Namensvettern mal persönlich ins Gewissen reden. Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt und DGB-Chef Dieter Schulte sollten ruhig merken, dass die Arbeitslosen sich nicht so einfach abspeisen lassen. Sieben Millionen Menschen sind nach Kübbelers Rechnung in Deutschland ohne Arbeit – diejenigen mitgezählt, die das Arbeitsamt nicht erfasst. Doch an den Runden Tisch bittet Schröder nur Arbeitgeber und Gewerkschaften – und nicht die Betroffenen, kritisiert Kübbeler. „Diese Form des Bündnisses haben wir nicht gewollt.“

Immer wieder haben Kübbeler und seine Mitstreiter versucht, ihr Anliegen auf den Tisch zu bringen. Doch zugehört hat ihnen keiner. Nun müssen eben drastischere Maßnahmen her: Der Performance-Künstler und Vereinsvorsitzende Hermann Josef Hack serviert das Menu. Provokation pur. Das, was er den Gästen aufs edle Porzellan legt, sind – alte Socken. Die Strümpfe sind mehr als ein Mediengag. Die Arbeitslosen wollen endlich mit an die Tafel.

„Arbeit für Zukunft“ will die Jobs im Land neu verteilen. Doch die Vorschläge, die der Verein dazu macht, sind so neu nicht. Bei Einstellungen sollten soziale Kriterien eine größere Rolle spielen. Die Betriebsräte dürften zudem nicht jede Überstunde abzeichnen. Auch Teilzeitjobs und Schwarzarbeit machten den Jobsuchenden das Leben schwer. Um ihre Statistiken zu schönen, habe die Bundesanstalt für Arbeit immer mehr ffentliche Gelder in ABM-Stellen, Fort- und Umschulungen gepumpt. Dadurch vernichte sie Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt.

Letztlich sei der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit eine europäische Aufgabe. Europäisches Aktionsbündnis nennt sich der Verein denn auch programmatisch. Zukunftsmusik, sagt Kübbeler. Bisher hat der im April gegründete Verein 100 Mitglieder. Kübbeler gibt sich kämpferisch: „Wir wollen diese Zukunft der Arbeit mitgestalten.“

Allein, eine Antwort bekam Dieter Kübbeler auch gestern nicht. Per Fax hatten Schulte und Hundt abgesagt. Dringende Termine. Leider. Nicole Maschler