Die blutige Variante siegt

In Guatemala gewinnt eine Marionette des Putschisten Montt die Präsidentschaftswahl

Guatemala-Stadt (taz) – Guatemala bleibt seiner Tradition treu: Seit die Militärs 1986 die Staatsführung wieder den Zivilisten überließen, hat es keine Partei zwei Amtszeiten hintereinander geschafft. Jedes Mal wurde sie nach vier Jahren von der Opposition jämmerlich geschlagen. Kein Wunder: Nach jeder Regierungsperiode ging es den Guatemalteken noch schlechter. Diesmal war Oscar Berger von der konservativen „Partei des Nationalen Fortschritts“ (PAN) der Geprügelte. Nachdem 97,6 Prozent der Stimmen ausgezählt waren, kam der Kandidat der Regierungspartei bei der Stichwahl auf 31,7 Prozent. Haushoher Wahlsieger ist der Rechtspopulist Alfonso Portillo von der „Guatemaltekisch-Republikanischen Front“ (FRG) mit 68,4 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 40,1 Prozent. Die PAN hatte unter Präsident Alvaro Arzu 1996 den 34-jährigen Bürgerkrieg durch einen Friedensvertrag mit der Guerilla beendet. Ansonsten aber war die Regierung so korrupt wie die ihrer Vorgänger. 80 Prozent der Guatemalteken leben weiterhin in Armut. Die Kriminalität hat stark zugenommen. Die Wähler waren deshalb bereit, es diesmal mit der blutigsten Variante zu versuchen: mit der FRG, der Partei des Putschisten und Völkermörders Efrain Rios Montt, und dessen Marionette Portillo, der nach einem Doppelmord Blut an den Fingern hat. Wenn Portillo am 14. Januar sein Amt antritt, kann er schalten und walten, wie er will. Die FRG hat im neuen Parlament die absolute Mehrheit.

Toni Keppeler

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