Reibungslos ins Jahr 2000 gerutscht

■ Kein Jahrtausend-Crash: Bremen blieb ruhig, melden Kliniken, Feuerwehr, Polizei und Flughafen / Auch Milleniumbabies gab es nicht / Am Sielwall herrschte verwirrter Frieden

Lange vor Mitternacht begann für die meisten Krisenstäbe der Millenniumseinsatz: Lagebesprechung schon mittags um zwölf Uhr und der erste Blick nach Übersee. Denn in Neuseeland wurde schon das neue Jahrtausend gefeiert. Per Frühwarnsystem kam die Entwarnung: Dort lief alles glatt. Keine technischen Probleme. „Da konnten wir uns ein bisschen zurücklehnen“, berichtet Hafenmeister Hans-Jürgen Roos.

„Zunächst haben wir die Geräte beobachtet, dann haben wir angestoßen“, erzählt Roos. Schließlich hat alles gut geklappt: Alle 27 Schiffe und die Hafentechnik erwiesen sich letztlich Jahr-2000-sicher. Kein Computerchip blieb im Jahr 1900 hängen. Und die Sonderschicht konnte um zwei Uhr wieder nach Hause gehen.

Auch am Bremer Flughafen verfolgte man via CNN die funktionierende Technik „vom 180. Breitengrad bis nach Europa“. Überall hieß es: „No problem“, berichtet der technische Leiter Peter Goll. Von Mitternacht bis morgens um sieben Uhr haben rund 30 Mitarbeiter die Systeme getestet. „Aber schon anderthalb Stunden später wussten wir: der Flughafen ist voll betriebsfähig.“ Statt mit Alkohol wurde mit Tee und Kaffee angestoßen. Der erste Flieger kam dann fahrplanmäßig Neujahr um neun Uhr rein.

Trotzdem wird auch im neuen Jahr weitergetestet. Noch immer könnten Chips ausfallen. Und am 29. Februar gibt es den nächsten Computer-Test: Das Schaltjahr, das nur alle vier Jahre stattfindet. „Wir sehen das immer noch kritisch, aber nach der Silvesternacht etwas gelassener“, meint Goll. Allerdings muss das Schaltjahr „bei vollem Flugbetrieb“ mitten in der Woche gemeistert werden.

Bis zuletzt hatten viele um den Strom gebangt. Aber es „gab nicht das leiseste Zucken“, meint Marlene Odenbach von den Bremer Stadtwerken (swb): „Es war eine ganz normale, ruhige Nacht.“ Fünf Millionen Mark hatten die Stadtwerke in die Jahr-2000 sichere Technik investiert. Auch hier war der Sondereinsatz der 250 MitarbieterInnen um zwei Uhr nachts zu Ende.

Bis zuletzt wurde noch über die Sicherheit der Atomkraftwerke diskutiert. Doch in den vier niedersächsischen Atomkraftwerken ging alles glatt: „Krisenzentrum ohne Krise“, meldeten die Agenturen. Auch das AKW Unterweser lief störungsfrei. „Die monatelange Arbeit und der millionenschwere Aufwand“ hätten sich gelohnt, erklärte eine Sprecherin der Preussen-Elektra.

Auch in Bremens Krankenhäuser verlief die Nacht ruhig. Mit Notstromaggregaten und größeren Wasserreserven war man auf den Ernstfall vorbereitet. Aber es ging alles glatt. Auf der Intensivstation des St.-Jürgen Krankenhauses zum Beispiel war der Jahrtausendwechsel „völlig unproblematisch“. Nur viele Betrunkene wie jedes Sylvester, berichtet eine Mitarbeiterin. Und im Kreisssaal wartete man vergeblich auf die Millenniumbabies. Das erste kam dort erst morgens um zehn Uhr.

Viel zu tun zun hatten dagegen Polizei und Feuerwehr. Aber auch hier verlief die Nacht der Nächte ohne größere Probleme. Rund 150 mal musste der Rettungsdienst ausrücken. Aber bei Brand und Hilfeleistungen „hatten wir wesentlich mehr erwartet“, berichtet ein Sprecher. Gegen halb vier morgens konnten auch hier die ersten wieder nach Hause. Insgesamt gab es fünf größere Brände in Bremen. Die Masse aber machten die Müll- und Papierkontainer, die rund 75 mal abfackelten.

Am Sielwall setzte Innensenator Bernt Schulte (CDU) auf ein starkes Polizeiaufgebot. 1200 Polizisten waren insgesamt im Einsatz. 150 Einsätze wurden gefahren. Zu gewalttätigen Ausschreitungen ist es nach Polizeiangaben nicht gekommen. pipe