Casa Italiana in der City

Buxtehuder wollen Toskana-Imitat in Hamburg erschaffen – als Einkaufs- und Erlebniszentrum zum Zwecke der Bedarfsweckung  ■ Von Gernot Knödler

Italien – das Land, wo die Pomeranzen wachsen (Eichendorff), wohin die Staufer-Kaiser ihre Heere lenkten und die Wirtschaftswunder-Wessis ihre Käfer. Die „besondere Vorliebe der Deutschen zfür den mediterranen Lebensstil“ will Frank H. Albrecht, Vorstandsvorsitzender der Buxtehuder Albrecht Vermögensverwaltungs-Aktiengesellschaft (AVW), jetzt ausnutzen, um das Bruttosozialprodukt zu steigern: In der Nähe der Mö soll ein „Handels- und Urban Entertainment Center der neuen Generation“ entstehen. Die Stadtentwicklungsbehörde (Steb) ist begeistert.

Nach den Plänen von AVW sollen sich die Bauten der geplanten „Casa Italiana“ um einen fußballfeldgroßen überdachten Platz gruppieren. Unters Dach wird ein azurblauer Himmel projiziert – Hamburger Schmuddelwetter verträgt sich eben nicht mit italienischer Einkaufsatmosphäre.

Die insgesamt 39.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche sollen echte Italiener bevölkern: Händler, Kunsthandwerker, Gastronomen, jedoch keine Filialisten, die schon heute in jeder deutschen Fußgängerzone zu finden sind. Den Unterhaltungsteil werden Galerien, Theateraufführungen sowie Kultur-Aktionen im weiteren Sinn beisteuern.

„Wenn Sie eine Casa Italiana betreten, sind Sie in einem anderen Land, dann erleben Sie Italien“, beschreibt Frank Albrecht seine „Visionen für neue Lebensräume“. Ungeniert bekennt er sich zum Credo des modernen Kapitalismus: Handelsumsätze ergäben sich ursächlich nicht mehr durch reine Bedarfsdeckung, sondern vielmehr durch gezielte Bedarfsweckung.

Dennoch wollen sich die Buxtehuder nicht allein auf die Anziehungskraft ihres Toskana-Imitats verlassen. Möglichst nah an der erst im vergangenen Jahr vom Besucherschwund genesenen Innenstadt solle die Casa Italiana schon liegen. Die HafenCity sei zu weit weg vom Schuss. AVW-Sprecherin Nina von Pfeil garniert den Wunsch mit einem Extra-Argument, das dem grünen Stadtentwicklungssenator Willfried Maier wie Butter auf der Zunge zergehen müsste: „Weil die Innenstädte nicht weiter durch Einkaufszentren auf der grünen Wiese kaputt gemacht werden sollen“, habe sich die AVW das Konzept ausgedacht, sagt sie.

„Wir unterstützen dieses Projekt sehr“, sagt denn auch Maiers persönlicher Referent Jochen Schnack. Zwar liege die HafenCity zeitlich möglicherweise in zu großer Ferne, und der ebenfalls ins Gespräch gebrachte Domplatz müsse planerisch erst „in ein Gesamtkonzept eingebunden werden“. Die Steb arbeite jedoch mit Hochdruck daran, dem Investor einen anderen Standort anzubieten.

Der zur Piazza umgebaute Rathaus-Innenhof allerdings kommt wohl nicht in Frage.