Kausch soll endlich kuschen

■ Gegen die Wünsche des Silvester-Chefs von Berlin, das Brandenburger Tor in den nächsten Jahren abzusperren, formiert sich Widerstand: Mitte, Tiergarten und der Bausenator wollen einen öffentlichen Pariser Platz

Gegen die Idee des Silvesterplaners Willy Kausch, zukünftige Feten mit Absperrgittern zu umzäunen, formiert sich Widerstand. Sowohl die Bezirke Mitte und Tiergarten wie auch Bausenator Peter Strieder (SPD) sprechen sich gegen die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums aus.

Kausch, Chef der Veranstaltungsagentur „Silvester in Berlin“ (SiB), die für die Stadt seit Jahren die großen Jahreswechselfeten rund ums Brandenburger Tor organisiert, erwägt, zukünftige Riesenpartys etwa am Pariser Platz absperren zu lassen – aus Profitgründen. Mit der Begründung, dass die Stände wegen der Überfüllung der Festmeile weniger Umsatz machen konnten als erhofft, will Kausch das Gedränge durch Absperrgitter verringern: „Wie bei Rockkonzerten“, sagte Kausch dem Tagespiegel, sollten die Feierfreunde Eintritt zahlen.

Doch bei den politisch Verantwortlichen stößt er mit diesen Gedankenspielen auf ein klares Nein. Die Bezirke Mitte und Tiergarten sowie die Bauverwaltung sperren sich gegen das Ansinnen. Der Baustadtrat von Mitte, Thomas Flierl (PDS), kündigte an, er werde auf Bezirksebene einen Beschluss anregen, wie zukünftig mit solchen Großveranstaltungen umzugehen sei. Die Stadt dürfe nicht zum „Rohmaterial“ für kommerzielle Veranstaltungen missbraucht werden: „Soll die Stadt etwa privates Veranstaltungsgelände werden?“, fragte Flierl. Ein Mega-Event wie die vergangene Silvesterparty müsse die „absolute Ausnahme“ bleiben. Gerade in der Diskussion um die weitere Nutzung des Pariser Platzes am Brandenburger Tor sei nun ein „Moment der Besinnung“ nötig. Veranstaltungen wie diese unter freiem Himmel sollten weiter für alle ungehindert zugänglich sein.

Auch der Bürgermeister von Tiergarten, Jörn Jensen (Bündnisgrüne) hält Absperrungen für „nicht vertretbar“. Wie der neue Megasenator Peter Strieder (SPD) sei er der Ansicht, dass der öffentliche Raum nicht für die Öffentlichkeit gesperrt werden dürfe. Die Bürger hätten das Recht, ihn zu betreten. Es bestehe zwar die Gefahr einer weiteren Kommerzialisierung des Pariser Platzes. Historische Orte, die für Unternehmen als Ambiente vermarktbar seien, müssten aber weiter offen bleiben.

Auch die Bauverwaltung spricht sich gegen die Absperr-Ideen Kauschs aus. Weil die Berliner offenbar Spaß an Partys am Brandenburger Tor hätten, werde man solche Feten zwar nicht mehr verhindern können, sagte Sprecherin Petra Reetz; Eintrittskarten aber, wie Kausch sie erwäge, dürfe es an Orten wie diesen nicht geben, denn der öffentliche Raum müsse öffentlich bleiben. Auch wenn der Silvesterplaner nur zwei Mark als Preis ins Spiel bringte und das eingenommene Geld spenden wolle, dürfe es diese Einlassbedingung zur Fete nicht geben: Schließlich entwickle sich dann leicht ein schwarzer Markt, der den Zugang teuer mache: „Das geht ganz, ganz schnell.“

Philipp Gessler