Herr Hefele kriegt 2 Minuten

Albert Hefele

Man hat wieder mal nicht auf mich gehört hat. Wegen Baumann. Ja genau – „Hinterlist-Baumann“ – vormals „ehrlicher und guter Baumann“, Anwalt aller Nicht-Doper und brav trainierender Leptosom. Alte Kamellen? Egal. Ich muss das loswerden, denn ich habe ihn durchschaut, auch wenn er noch so treuherzig mit den Äuglein gekullert hat. Nicht mit mir.

■ Schon damals schoss es mir durch den Kopf: „Baumann, Baumann ...“

Das hätte ich euch schon vor zwölf Monaten sagen können, dass der ein Linkmichel ist, weil ich bin ein Menschenkenner, außerdem hab ich mir wegen dem eine Ia-Nackenstarre geholt. Wie das? Wegen des Roll-Maxxes! Sie wissen nicht, was das ist? Dabei haben Sie mit Sicherheit einen daheim – unter Garantie! Na gut, ich will mal so tun, als ob irgendjemand noch nie davon gehört hätte. Der Roll-Maxx ist eine Art Stahlrohrschaukel mit blauen Kunststoffgriffflächen und einem Nackenpolster. Auf das legt man sein schlaffes Haupt, knickt die Beine ab, schaukelt sachte hin und her und ... jedenfalls – es ist angeblich gut für die Bauchmuskulatur.

Den Roll-Maxx gab es damals im Röster Shop von Tchibo oder Eduscho. Vorn drauf auf dem Karton lag der Baumann mit angeknickten Beinen und hielt den hoch gereckten Daumen in die Kamera: „Desisch ein wund’rrbaares Geräääd“, schien er zu sprechen und griente dabei so falsch, wie es einem echten Württemberger überhaupt nur möglich ist. Ich kann mich noch genau erinnern, schon damals schoss es mir durch den Kopf: „Baumann, Baumann ...“

Nun – warum habe ich dieses Bauchgerät trotzdem erstanden? Vielleicht, weil ich mich schon länger mit dem Gedanken trug, meinen Bauchwürsten endlich einmal den Kampf anzusagen? Vielleicht, weil ich schon immer der rätselhaften Meinung bin, Artikel die bei Tchibo bzw. Eduscho angeboten werden und kein Kaffee sind, seien durch die Bank äußerst günstig und saubillig und immer ein Schnäppchen .... und (!) weil ich bis dahin vielleicht überzeugt war, dass der Baumann eine ehrliche Haut sei. Es war, wie es halt immer ist, wahrscheinlich eine Mischung aus all diesen Motiven, die mich dazu verleitete, den Baumannschen Roll-Maxx zu ordern und einzupacken und mit nach Hause zu schleppen.

Dann hub ich an zu üben, Tag für Tag ein Viertelstündchen, weil in der Anleitung stand, schon ein Viertelstündchen jeden Tag würde die Bauchmuskulatur enorm günstig verändern. Ein Viertelstündchen ist nicht zu viel und ich freute mich auf eine goldene Zukunft und sah mich schon mit Waschbrettbauch unter den bewundernden Blicken der Damenwelt durch die Badeanstalt tänzeln. Allein, die Zeit verging und der Waschbrettbauch ließ auf sich warten und meine Euphorie verflog, und alles blieb weich und teigig, da wo es hart und muskelstrotzend hätte sein sollen.

Dafür bemächtigte sich meiner Halsregion – die auf dem Nackenpolster lagerte – zunehmende Starre und Steifheit. Jene war aber ganz und gar nicht gewollt und völlig unphysiologisch und schmerzhaft dazu. Ich grübelte, woher das kommen könnte und verfiel nach nicht langer Überlegung auf den Schluss: „Baumanns Roll-Maxx war’s!“ Keine einzige gestählte Bauchmuskel, dafür einen Bombensteifhals. Vielen Dank für den Tipp – ehrlicher Baumann! Ich hab die Bauchschaukel sofort wieder eingepackt und in den Keller verfrachtet, mitsamt dem grienenden Baumann und wer gerne möchte, kann sie sich für ein Fläschchen Wein bei mir abholen. So viel zu Ehrlichkeit und Doping und Waschbrettbauch.

Übrigens: Gut passt an dieser Stelle ein Querverweis zu Legats Thorsten. Der mit Sicherheit einen prima Waschbrettbauch sein eigen nennt und sich – möchte ich wetten – auch mit Doping auskennt. Den hätte ich liebend gerne im defensiven Mittelfeld meiner Arschlochmannschaft. Nicht nur wegen seines Negerspruches – wer den guten Thorsten über die Jahre beobachtet hat, weiß, dass er sich als allzeit verlässlicher Ausraster und hechelnder Fäusteballer und größte Knallcharge der Liga eine Chance verdient hat.