Ein Tiroler ist der amtierende König der Sprungschanzen

Andreas Widhölzl gewinnt vor Martin Schmitt Springen drei der Vierschanzentournee

Berlin (taz/dpa) – Nichts für Feinschmecker war das gestrige dritte Springen der Vierschanzentournee am Bergisel in Innsbruck. Zumindest, was die kulinarische Begleitung betrifft. Erst im nächsten Jahr soll nach dem Ausbau der Olympiaschanze dem Publikum auch ein Schlemmerlokal mit bester Aussicht auf den Wettkampf zur Verfügung stehen.

Doch auch ohne die Lockungen erlesener Küche fanden sich rund 30.000 Zuschauer ein und hatten vor allem eines im Sinn: Den ersten Tiroler Sieg am Bergisel überhaupt zu feiern. Andreas Widhölzl aus Fieberbrunn, der Sieger des Neujahrsspringen in Garmisch, sollte das Wunder vollbringen. Und der 23-Jährige ließ sich nicht lumpen. Mit Bestweiten in beiden Durchgängen entschied Widhölzl vor dem Deutschen Martin Schmitt und dem Norweger Janne Ahonen auch dieses Springen für sich und baute seine Gesamtführung vor Schmitt aus. Sven Hannawald wurde diesmal Siebter.

Während sich die Aktiven auf den Schlussakt in Bischofshofen am Donnerstag vorbereiten, schwelgen die Funktionäre vom Internationalen Skiverband (FIS) weiter in kühnen Zukunftsplänen und genießen den momentanen Boom. Immer mehr Schanzen werden weltweit modernisiert, das einstige Wintervergnügen für hartgesottene und kälteresistente Fanatiker soll fürderhin nicht nur verstärkt ganzjährig betrieben, sondern auch zum komfortablen Freizeitvergnügen gestaltet werden. Moderne Schanzen, angenehmes Ambiente, beste Sicht auf die Flugkünstler und Einrichtungen wie schanzenintegrierte Hotels oder eben Schlemmerlokale sollen das profane Skispringen in ein ebenso spektakuläres wie komfortables Abenteuer verwandeln.

„Wir müssen die Schanzen nicht größer machen, sondern die Zuschauer näher an den Hang bekommen“, sagt Walter Hofer, Skisprungkoordinator der FIS, und schwärmt von fernsehgerechten Abendspringen unter Flutlicht zur besten Sendezeit. Sein Kollege Paul Ganzenhuber träumt gar davon, „im Central Park von New York eine Flugschanze zu errichten, auf der im Sommer vor hunderttausenden von Zuschauern geflogen werden könnte“.

Wahrlich hoch fliegende Pläne, mit denen die Anzahl der Leute, die Skispringen live verfolgen – 1998/99 eine runde Million – drastisch gesteigert werden soll. „Unser sportliches Produkt Skispringen stimmt“, sagt Hofer. „Wir müssen nur die Rahmenbedingungen drumherum besser zelebrieren.“ Übermorgen in Bischofshofen wird das nicht unbedingt nötig sein. Knisternde Spannung ist garantiert, wenn sich Andreas Widhölzl anschickt, als erster Tiroler überhaupt die Vierschanzentournee zu gewinnen. Matti