Die Feier ist schon geplant

5.000 freiwillige Beobachter wollen bei den Parlamentswahlen in Kroatien Betrügereien verhindern ■ Aus Zagreb Erich Rathfelder

Als Ivica Racan nach Abgabe seiner Stimme in einem Zagreber Wahllokal gestern Vormittag vor die Kameras trat, wollte der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Kroatiens (SDP) ein Zeichen setzen. „Die Wahlkampagne hat noch im 20. Jahrhundert stattgefunden, die Wahl selbst im 21. Die alte Regierung gehört der Vergangenheit an, uns aber gehört die Zukunft ... hoffe ich.“

Die Worte waren hübsch ausgedacht, kamen jedoch nicht so recht rüber. Es fehlte das nötige Quentchen Selbstbewusstsein. Denn den Sieg konnte der Führer der kroatischen Opposition noch nicht feiern. Zu oft schon waren die Hoffnungen auf einen Sturz der HDZ-Regierung enttäuscht worden.

Viele Parteigänger der Opposition fürchteten, es könnte zu einem Wahlbetrug kommen. „Tote werden plötzlich wählen, und Auslandskroaten wie jene aus Bosnien werden zuerst im Ausland und dann in Kroatien ihre Stimme abgeben“, sagten Pessimisten. 5.000 kroatische Wahlbeobachter der Organisation Gong jedoch wollen saubere Wahlen garantieren. Darunter befinden sich bekannte Künstler, Sportler und Schriftsteller. Hinzu kommen 900 Wahlbeobachter der OSZE. Es dürfte also Wahlbetrügern schwerfallen, wie vor vier Jahren in manchen Wahlkreisen für eine wundersame Stimmenvermehrung zu sorgen.

Und so stellten sich manche Wähler der Opposition schon auf eine Siegesfeier ein. Sollte der Wahlsieg, wie vorausgesagt, hoch ausfallen, „werden Autokorsos durch die Stadt fahren, im Zentrum werden die Sektkorken knallen“, sagte ein Professor der Informatik, der diesen Augenblick seit langem herbeisehnt. „Endlich eine richtige Demokratie, Pressefreiheit, Annäherung an Europa“, das wünsche er sich, erklärte er vor dem Wahllokal.

Die Anhänger der bisherigen Regierung dagegen ließen schon die Köpfe hängen. „Das ist ja ekelhaft, das ist wie 1945“, erklärte ein alter Mann angesichts des Presserummels um den Spitzenkandidaten der Opposition. Für ihn wird mit der Wahl der SDP der Kommunismus wiederkehren. Das Argument, auch Tudjman sei wie der größte Teil der Funktionsträger der HDZ ein Kommunist gewesen und die SDP habe sich in eine moderne, sozialdemokratische Partei gewandelt, lässt er nicht gelten.

Die Spitzenkandidaten der ehemaligen Regierungspartei haben bis zum Wahltag versucht, Angst zu verbreiten. Sollte die Opposition gewinnen, würden Drogen an den Kiosken frei verkauft werden, erklärte der Innenminister auf der letzten Wahlveranstaltung. Die Familien würden zerfallen, die Nation verraten. Doch der Beifall war müde. In dem Saal, der 4.500 Menschen fasst, hatten sich nur rund 1.000 Menschen eingefunden. Die meisten von ihnen Rentner, die nach der Veranstaltung mitgebrachte Plastiktüten mit den Köstlichkeiten des Banketts füllten und nach Hause trugen.