Krise bei Nachtschwärmer-Cafe

■ Zwei von dreieinhalb ABM-Stellen sollen im März gestrichen werden

Das „Nachtschwärmer-Cafe“ in Bremen steht seit zwei Jahren Menschen offen, die auf Grund seelischer Krisen nachts Hilfe brauchen. Ins Leben gerufen wurde die Einrichtung von der Selbsthilfegruppe für Psychiatriebetroffene. „Inzwischen haben wir eine bunte Mischung an Gästen“, sagt der Vorsitzende Valerian-Karsten Schidzick. Ein paar Obdachlose, ehemalige Alkoholiker, ausländische Mitbürger und „Neugierige“ gehörten ebenso dazu wie direkte Nachbarn. An vier Abenden ist das Cafe von 20 Uhr bis 2 Uhr geöffnet.

Nun hat die Begegnungsstätte selbst eine Krise zu bewältigen. „Zwei ABM-Stellen von insgesamt dreieinhalb laufen Ende März aus, und wir wissen nicht, wie es weiter geht“, ist Schidzick besorgt. Eine von der Selbsthilfegruppe initiierte Spendensammlung mit Schreiben an Bremer Unternehmen habe erst 1.100 Mark eingebracht. „Aber wir brauchen viel mehr, um unser Angebot aufrechterhalten zu können.“ Weder von Bremen noch von den Krankenkassen gebe es finanzielle Unterstützung.

Im Cafe, das in den Räumen einer Tagesstätte für Menschen mit Psychiatrie-Erfahrung eingerichtet wurde, werden keine alkoholischen Getränke ausgeschenkt. Auch Drogenkonsum ist tabu. Im Schnitt treffen sich an jedem Öffnungstag 30 Gäste. „Es kommen auch immer wieder neue. Dabei dachte ich, wir sind in der Szene längst bekannt“, sagt Schidzick.

Er schwärmt von einer „herrlichen Atmosphäre“ im Cafe. „Es gibt immer ein bisschen Schwellenangst. Wer aber den ersten Schritt geschafft hat, wird in fünf Minuten integriert.“ Der Ort sei eine Anlaufstelle und biete gegenseitige Unterstützung. Wer nachts in seelische Not gerät, kann erst einmal zu uns kommen, laute das Motto. Es gebe zusätzliche Wege mit Krisen, Ängsten und Psychosen umzugehen als nur mit Medikamenten.

Vera Jansen/dpa