Symbol Kopftuch

betr.: „Die Angst, blond zu werden“, taz vom 30. 12. 99

Dass das Kopftuch mittlerweile für die meisten Menschen hier zu Lande zum Symbol von Fanatismus, Gewalt, Unterdrückung, Krieg und Terror geworden ist, dürfte den Kopftuchträgerinnen nicht entgangen sein. Wenn ein Symbol sich – wie in diesem Fall – derart ins Umgekehrte entwickelt, darf dies von niemandem, und vor allem nicht von den Benutzern dieses Symbols, einfach ignoriert werden. [...] Die Kopftuchträgerinnen haben anscheinend noch nicht bemerkt, dass das äußere Erscheinungsbild in unserer Gesellschaft eben eine große Rolle spielt. Wie viele Frauen schminken sich jeden Tag, wie viele Männer tragen tagtäglich eine Krawatte, eben nur weil sie hinter einem Bankschalter arbeiten und dies von ihrem Arbeitgeber gefordert beziehungsweise erwartet wird? Wenn jemand auf die Jeans bestehen will und deshalb den Job nicht bekommt, gibt es auch nicht gleich einen Aufschrei auf einer ganzen taz-Seite. Dabei haben Jeans nicht das negative Image des Kopftuches.

Marie-Antoinette de Contes, München