Pampuchs Tagebuch
: Babylonische Welten

Nach all den Besinnlichkeiten zum Jahres-, Jahrhundert- und Jahrtausendwechel sind wir nunmehr gefordert, ohne Murren wieder in die alltägliche und allwöchentliche Routine eines ganz normalen Jahres zu finden. Auch und gerade der Kolumnist ist hier gefragt. Denn nicht unähnlich dem Bäcker, Postboten oder Muezzin, versieht er eine Tätigkeit, die sich durch Regelmäßigkeit auszeichnet. Verlässlichkeit ist unser Geschäft – wochein, wochaus.

Innehalten, Aufrütteln, Besinnung oder sonst Außerplanmäßiges, das ist was für Leitartikler, Bundespräsidenten und Päpste. Unsereiner hat seine 3.700 Anschläge zu liefern, und zwar zum Thema – und das heißt Internet.

Gut deshalb, dass die letzte taz-Internetseite des Jahres 1999 ausgefallen ist, hatte ich doch einiges höchst Abschweifend-Besinnliches über das Millennium zu Screen gebracht – jenseits aller schnöden Webprobleme. Nun, da wir uns sicher im neuen Millennium befinden, können wir uns also wieder den kleinen Freuden und Sorgen der User zuwenden, die Dreh- und Angelpunkt dieser Spalten sind.

Sehr plastisch hat mir der Redakteur dieser Seite noch im alten Jahr meine Funktion klar gemacht, als er mir im Rahmen eines kleinen Kollegs über das DFÜ-Netz – in das ich nicht hineingelangen konnte – praktische wie redaktionelle Unterstützung angedeihen ließ. „Vergiss nie“, so sprach er, „du bist so eine Art DAU: der dümmste anzunehmender User. Das ist deine wertvolle Rolle in unseren Spalten.“

Um das Jahr in diesem Sinne serviceorientiert und erfreulich zu beginnen, weise ich hiermit auf einen Service von Altavista hin, der viel Freude spenden und in der globalen Verständigung durchaus hilfreich sein kann: Es ist dies die „babelfish-Seite“ der Suchmaschine http://jump.altavista.com/ch_ta, mit der kürzere Texte im Nu von einer Sprache in die andere übersetzt werden.

Den Tipp habe ich von meinem Neffen Mike aus Amerika, der des Deutschen kaum mächtig, dafür aber eine ziemliche Computerkanone ist. Als er über Neujahr in Deutschland war, um hier einige seiner deutschen Roots zu erforschen, nahm er eine Reihe von Dokumenten mit, die er sich per Scanner einlesen und dann von Babelfisch übertragen lassen will.

Als gelegentlicher Profi-Übersetzer misstraute ich dem System ebenso sehr, wie Mike drauf schwört. Soll nun endgültig das ehrwürdige Gewerbe des feinsinnigen Übersetzens auf den Globalisierungsmüllhaufen? Wir gaben als Test einen deutschen Normalsatz ein: „Mike freut sich, dass er in der Kolumne ‚Pampuchs Tagebuch‘ auftreten darf und damit einen kleinen Beitrag zur deutsch-amerikanischen Verständigung leisten kann.“

In drei Sekunden kam Babel mit dem achtenswerten Ergebnis, „Mike is pleased the fact that he may occur in the column ‚Pampuchs diary‘ and so that for the German-American communication can make a small contribution.“

Ziemlich beeindruckt ließ ich mir das rückübersetzen und erhielt immerhin noch die interessante Meldung: „Mikrophon wird die Tatsache gefallen, dass er in der Spalte ‚Tagebuch Pampuchs‘ auftreten kann und damit für die German-Americankommunikation einen kleinen Beitrag bilden kann.“

Ich gebe zu, dass ich Babelfisch gern etwas mehr aufs Kreuz gelegt hätte. Es scheint, dass Altavista den Amis simple Mitteilungen aus fünf Sprachen ganz gut vorkauen kann. Und zwar in beide Richtungen. Gar nicht mal so übel, das muss ich sagen. Ich glaube, auch Mikrophon wird die Tatsache gefallen: Not at all times so badly, which I must say.

Thomas Pampuch

thopampuch@aol.com