Ecuadors Währung erneut auf Talfahrt

Innerhalb eines Tages sank der Sucre um mehr als 15 Prozent. Zentralbank versucht, durch Stützkäufe der Lage Herr zu werden

Buenos Aires (taz) – Die ecuadorianische Währung ist erneut auf Talfahrt. Allein am Dienstag mussten die Wechselstuben in Quito sieben Mal den Kurs nach unten korrigieren. Am Ende des Tages war die Landeswährung Sucre mehr als 15 Prozent in den Keller gerutscht, ein Dollar kostete danach 25.000 Sucre. Die Regierung versuchte die Währung zu stützen und schmolz Teile der Dollarreserven ein. Schon davor hatte die Zentralbank die Zinsen teilweise auf 152 Prozent erhöht.

In der Chefetage der Zentralbank ist man noch unsicher, wie man einen weiteren Verfall des Sucre aufhalten könne. Verantwortlich für den rapiden Fall sei die Erhöhung der Geldmenge. Um die staatlichen Geschäftsbanken am Leben zu halten, habe Ecuador Geld drucken lassen, meinten Analysten in Quito. Erst vergangenen Montag gab die Zentralbank bekannt, dass die Devisenreserven Ecuadors als Folge der turbulenten Wirtschaftskrise im Jahr 1999 um 25 Prozent gesunken sind. In Zahlen heißt das, dass 422 Millionen Dollar weniger in den Depots lagern. Derzeit hat Ecuador noch Reserven in Höhe von 1,2 Milliarden Dollar. Anfang 1999 waren es noch über 1,6 Milliarden. Die Zentralbank hofft darauf, dass die Reserven im Jahr 2.000 wieder um 551 Millionen Dollar steigen werden.

Das Jahr 1999 war ein schwarzes Jahr für Ecuadors Wirtschaft, die von einer Krise in die nächste rutschte. Die Andennation steckt noch immer in ihrer schlimmsten Wirtschaftskrise seit siebzig Jahren. Die Inflationsrate lag 1999 im Schnitt bei 60,7 Prozent. DieWirtschaft schrumpfte um 7,3 Prozent. Erst im Februar vergangenen Jahres musste der Wechselkurs des Sucre freigegeben werden und hat bis zum Jahresende über 67 Prozent an Wert verloren.

Ein Weg aus der Misere ist nicht in Sicht. Der Weltmarktpreis für Bananen, das Hauptexportprodukt, hat einen Tiefstand erreicht. Erdöl, ein weiteres wichtiges Exportprodukt, hat sich zwar wieder erholt, kann das Land aber nicht aus der Bredouille retten. Hinzu kommt, dass die Auswirkungen des Unwetters El Niño aus dem Jahr 1998 noch immer nachwirken. Die offizielle Arbeitslosenrate wird mit 11 Prozent angegeben, dafür aber liegt die Unterbeschäftigungsrate bei 55 Prozent.

Ende vergangenen Jahres erklärte sich Ecuador für einen Teil seiner Auslandsschuld zahlungsunfähig. Die Staatskasse sei einfach leer. Die gesamte Außenschuld Ecuadors beträgt 13,12 Milliarden US-Dollar, das sind 92,46 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Ingo Malcher