Die Rampen-Dealer

Selbsthilfe-Werkstätten für KfZ vermieten Hebebühnen und Werkzeug an Bastler / Der Handwerkskammer sind sie „ein Dorn im Auge“ und stehen unter Generalverdacht

Hinten in der Ecke steht ein Mann unter seinem Auto und schweißt in der Nähe des Auspuffs am Unterboden herum. In der Werkhalle der „Selbsthilfe-Werkstatt Findorff“ ist es ganz schön kalt. Mehrere Bastler haben sich dennoch schon am Morgen eingefunden, um in Eigenregie an ihren Autos herumzubasteln. In der Kastanienstraße 40, direkt am Bahndamm Richtung Hamburg, können die Tüftler Werkzeug leihen, eine der acht Hebebühnen mieten (14 Mark die Stunde) oder die Lackierkammer (70 Mark die Stunde). Nach einer halben Stunde sitzt die Schweißnaht am Unterboden - der Kunde zahlt gerade mal 16 Mark an den Betreiber der Werkstatt, Alireza Ghanbari. Ein Automechanik-Meister dagegen nimmt für eine halbe Arbeitsstunde zwischen 30 und 75 Mark.

„Reich wird man damit nicht“, sagt Ghanbari, „wir überleben vor allem wegen der Stammkunden“. Da gibt es die Käfer-Combo, die seit Jahren regelmäßig an ihren Kult-VWs rumbastelt. Oder auch mal einen Porsche-Bastler, der Geld sparen will.

In Findorff entstand etwa vor 22 Jahren die erste Selbsthilfe-Werkstatt Bremens, erklärt Ghanbaris Partner. Zumindest eine der ersten, schränkt Ghanbari ein, vor 15 Jahren. Oder war es doch erst vor 13? Jedenfalls ist es lange her, und die beiden haben den Laden ohnehin erst vor zwei Jahren übernommen. Die KfZ-Selbsthilfe-Idee stammt angeblich aus den 70er Jahren, als noch auf dem Bürgersteig geschraubt werden durfte aber nie genug Werkzeug da war. Inzwischen gibt es an die zehn KfZ-Selbsthilfe-Werkstätten in Bremen. Sie inserieren in ,“AbisZ“ und liefern sich kleine Konkurrenzkämpfe: In einer neueren Werkstatt am Stadtrand gibt es die Hebebühne schon für einen Zehner die Stunde, die Findorffer werben damit, die einzige Selbstschrauber-Werkstatt im Innenstadtbereich zu sein.

Viel Geld war in dem Business Anfang der 90er Jahre zu machen: Als massig Westautos in den geöffneten Ostblock verkauft wurden, hatten die Selbstmach-Werkstätten andauernd volles Haus. Die Karren wurden fit gemacht für ihre Reise gen Osten. ,“Inzwischen fahren weniger Schrottkarren herum“, sagt Ghanbari, nicht zuletzt weil billige Zinsraten den Trend zum Neuauto verschärfen. Bei der Selbshilfe-Werkstatt freut man sich darüber nicht.

Helfen dürfen die Werkstatt-Betreiber den Kunden eigentlich nicht. Offizielle Lesart: Man dürfe beratend zur Seite stehen, aber keine Hand anlegen. “Meistens bringen die Bastler, die sich nicht so gut auskennen, einen Freund mit“, sagt Ghanbari. Wenn eine Reparatur dann doch nach zehn gemieteten Hebebühnen-Stunden zu scheitern droht, muss er allerdings irgendwie Einsatz zeigen. „Die würden nie wieder kommen, wenn sie ein Frust-Erlebnis hatten“, sagt er.

Der Handwerkskammer sind die Selbsthilfe-Werkstätten „ein Dorn im Auge“, sagt Michael Curtze, Referent in der Rechtsabteilung der Handwerks-Vertretung. „Wir haben schon alles mögliche gegen solche Einrichtungen versucht“, sagt er. Doch ohne Erfolg. Sein Verdacht: In den Werkstätten wird auch gewerblich, aber schwarz, gearbeitet. Nicht unbedingt mit Wissen der Betreiber, aber dennoch: „Das ist ein Ärgernis; weil so natürlich Wettbewerbsverzerrungen entstehen.“ Weiterer Vorwurf: Wenn Amateure am Werk sind, würden Umweltstandards manchmal nicht genau eingehalten. “Da kann man nie was beweisen, da kommt man nicht ran“, sagt Curtze. Christoph Dowe