Die Vorschau
: Zehn wüste Mazedonier

■ Heute Abend in der Roots Night zu Gast : Das hörenswerte Kocani Orkestar mit wunderschön schrägen Blechklängen

Für LiebhaberInnen von lauten und wilden Blechbläserensembles muss der Balkan das Paradies sein, denn dort ist die Tradition von Blaskapellen, die zu Hochzeiten und anderen Festen aufspielen, noch lebendiger als in anderen Teilen Europas. Auch das zehnköpfige Kocani Orkestar um den Trompeter Naat Veliov kommt vom Balkan, aus der jungen Republik Mazedonien, und gehört zu den profiliertesten Vertretern dieser Stilrichtung.

Im Unterschied zur rumänischen Fanfare Ciocarlia, die mit ihren auf Tempo getrimmten Blechlawinen auch schon in der Roots Night begeisterten, sind die orientalischen Wurzeln der Roma-Blasmusik beim Kocani Orkestar deutlicher zu hören. Schließlich entstanden die Blaskapellen während der osmanischen Besetzung des Balkans im 19. Jahrhundert. Sie imitierten die türkischen Militärbands, die gerade die Janitscharen-Kapellen abgelöst hatten. Aus der Vermischung eigener musikalischer Traditionen und der von den Roma-MusikerInnen schon immer aufgegriffenen regionalen Folklore mit den orientalischen Rhythmen und Verzierungstechniken bildete sich eine eigene Spielweise heraus, die Romska Orientalna Musika. Orientalische Skalen und asymmetrische Taktfolgen sowie reichhaltigeVerzierungen sind typisch für diese Musik.

Mit zwei Trompeten, drei Tubas, Saxophon oder Klarinette, Akkordeon ,Tapan (eine große Trommel, die mit dünnen Schlegeln geschlagen wird) oder Darabuka (Rahmentrommel) bringt das Ensemble ein mitreißendes musikalisches Mosaik aus türkischen, bulgarischen, rumänischen, serbischen und Roma-Melodien zu Gehör. Die häufig leicht schrägen Blechklänge mit den bewusst wackligen Soloparts kommen mal als ausgelassene Tänze daher, mal als wehmütige Balladen. Manchmal tauchen in dieser bunten Mischung auch Rumba- oder Salsa-Elemente auf, gern wird auch auf indische Filmmelodien zurückgegriffen. Indien gilt ja als usprüngliche Heimat der Roma und Sinti. Nicht nur für FreundInnen schräger Blasmusik ist das Konzert des Kocani Orkestar, das bereits zwei wunderbare CDs eingespielt hat, den Weg wert. Arnaud

Heute, 20.30 Uhr, Schlachthof