Verkauf von Nike-Trikots gestoppt

Spuren des Giftes Tributylzinn entdeckt. Auch Vereine der Fußball-Bundesliga spielen mit den Jerseys des US-Herstellers. Konzentration des Antipilzstoffes noch unklar

Berlin (dpa) – Die Trikots des Sportartikelherstellers Nike enthalten nach einem Bericht des ARD-Magazins „Plusminus“ Spuren des hochgiftigen Tributylzinns (TBT). „TBT hat in Textilien überhaupt nichts zu suchen. Es ist eine wirklich toxische Substanz“, sagte Jürgen Kundke vom Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz. Die Konzerne Kaufhof und Karstadt nahmen indessen alle Nike-Trikots aus den Regalen.

Wissenschaftler befürchten, dass die Substanz bei Frauen zur Vermännlichung und bei Männern zur Unfruchtbarkeit führen könne. TBT kann über die Haut aufgenommen werden. Nach Angaben des Bundesinstituts hat TBT bei Versuchstieren zu Schädigungen der Leber und des Nervensystems geführt. Da die genauen Konzentrationen in den betreffenden Textilien aber nicht klar seien, könne auch nichts Exaktes über mögliche Schädigungen gesagt werden, so Kundke. Einen Grenzwert für TBT in Kleidung gibt es nicht. Da die Substanz allerdings sehr löslich sei, verschwinde sie nach mehrmaligem Waschen.

Die von Nike belieferten Vereine der Fußball-Bundesliga warten auf eine klärende Aussage des Herstellers, ob auch die Trikots ihrer Profis mit TBT belastet sind. Nike hielt sich gestern weiter bedeckt. „Wir tun alles, um den Sachverhalt aufzuklären“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Der Verkaufsstopp wurde von Nike nicht kommentiert.

Ein Karstadt-Sprecher versicherte, dass alle Nike-Trikots aus dem Verkauf genommen werden, nicht nur die von Borussia Dortmund. In den BVB-Trikots waren die TBT-Spuren zuerst entdeckt worden.

Laut der Zeitung Die Welt wird TBT in der US-Textilindustrie bewusst zur Imprägnierung gegen Schweißentwicklung und Bakterienansiedlung eingesetzt. Bekannter ist die Schwermetallverbindung als Anstrich auf Schiffsrümpfen unter anderem zur Bekämpfung von Algen und Schnekken. Wegen seiner hochgiftigen Wirkung auf die Umwelt soll TBT in diesem Bereich ab 2003 weltweit verboten sein.

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