„Besser geht es nicht.“

■ Die Vorschau: Unser Radio Bremen serviert Zyklus mit KlaviervirtuosInnen. Die Programme sind konventionell, aber die InterpretInnen allererste Sahne

„Keine einzige falsche Note, aber auch keine richtige“: So geheimnisvoll dieses Votum des großen Pianisten Edwin Fischer (1886-1960) über den jungen Pianisten eines Wettbewerbs wirkt, so klar ist es eigentlich auch. In keinem anderen Instrument ist das Durchsetzen an die oberste Spitze so schwierig wie im Fach Klavier: Tausende sind hervorragende PianistInnen. Und der Pianist hat nicht wie der Violinist die Möglichkeit, den ehemals solitischen Traum zurückzuschrauben und in ein Orchester zu gehen. Es gibt also eine unübersehbare Zahl auch ganz großer Pianisten – der renommierte Bremer Klavierwettbewerb trägt das Seine nicht nur zu einer fragwürdigen Selektion, sondern auch zur weiteren Profilierung der BewerberInnen bei.

Man kann Bremen nicht unbedingt als Klavierstadt bezeichnen, aber seit der inzwischen pensionierte ehemalige Leiter der Musikabteilung von Radio Bremen, Peter Schilbach, vor über zehn Jahren die Reihe mit dem leicht dämlichen Titel „Auf schwarzen und auf weißen Tasten“ gründete, hat sich in der Rezeption viel verändert. Auf das Urteil von Schilbach, von Haus aus selbst Pianist, war Verlass. Seit er den Sender verlassen hat, betreut Wilfried Schäper die Reihe, und die Auswahl von Spielern und Programm verspricht Leckerbissen: am 10. Januar spielt der peruanische Pianist Juan José Chuquisengo, der sich schon 1998 in Bremen in einem Dacapo-Konzert vorgestellt hat. Chuqcuisengo ist Meisterschüler von Mauricio Pollini und Murray Perahia, was für sich spricht. Der Peruaner spielt ein Riesenprogramm mit Werken von Bach, Mozart, Chopin, Debussy und seinen Landsmännern Villa-Lobos und Ginastera.

Güher und Süher Pekinel sind Zwillinge, Katia und Marielle Labeque Geschwister: der familiäre Background scheint besonders förderlich der Bildung von Klavierduos zu sein. So auch im Falle der beiden in Polen geborenen, heute in Deutschland lebenden Schwestern Anna und Ines Walachowski. Die beiden Pianistinnen haben sehr lange die eigene Ausbildung und Karriere verfolgt, ehe sie seit 1995 im Duo spielten und prompt 1996 den ersten Preis beim 5. Concorso da Camera Villar in Pesaro/Italien gewannen. Fast unmittelbar nach ihrem Debut in der Berliner Philharmonie kommen sie nach Bremen: am 12. Januar ebenfalls mit einem großen klassischen Programm. Sie interpretieren Werke von Mozart, Brahms (die Haydn-Variationen), Tschaikowski, Lutoslawski und – wie könnte es anders sein – die Rhapsodie in Blue von Gershwin in einer eigenen Fassung.

Den Abschluss – am 14. Januar – macht Maria Iwanowa aus Moskau, ebenfalls Preisträgerin etlicher Wettbewerbe. Bei Radio Bremen wird erzählt, dass sie nach einer Produktion der hochvirtuosen Sonate von Nikolai Mjaskowski gesagt hat, besser könne sie es nicht. Worauf der Toningenieur meinte: „Besser geht es auch nicht“. Neben Werken von Mozart, Chopin und Tschaikowski spielt sie eine Sonate des Deutschrussen Niklolai Medtner (1897-1951), dessen wahnwitzige Virtuosität in Bremen durch den kanadischen Organisten Marc André Hameline zu hören war.

Mag man im Ganzen bedauern, dass im ganzen Zyklus nicht unkonventionellere Programme gemacht wurden, so kann man doch sicher sein, dass man auf die großen Perlen der Klavierliteratur trifft. Das ist nicht wenig.

Ute Schalz-Laurenze

Konzerte am 10., 12., und 14. Januar jeweils um 20 Uhr im Sendesaal von Radio Bremen