Erinnern an den Tod der Revolutionäre

Zehntausende gedenken am Sonntag der Ermordung von Luxemburg und Liebknecht

Auch im neuen Jahrtausend werden morgen tausende zur Gedenkstätte der Sozialisten nach Friedrichsfelde ziehen, um an Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu erinnern. Die beiden Mitbegründer der KPD waren am 15. Januar 1919 von rechten Freikorps verhaftet worden. Am Abend wurde Liebknecht im Tiergarten hinterrücks niedergeschossen. Kurz darauf wurde Rosa Luxemburg in ein Auto gezerrt, misshandelt, niedergeschlagen und umgebracht. Die „BZ am Mittag“ meldete: „Liebknecht auf der Flucht erschossen – Rosa Luxemburg von der Menge getötet“.

Die Beisetzung Rosa Luxemburgs am 13. Juni 1919 auf dem Friedhof Berlin-Friedrichsfelde, so erinnerte sich ihre Mitstreiterin Mathilde Jacob, wurde „zu einer machtvollen Demonstration der revolutionären Arbeiter“. In den Jahren darauf begründete die KPD die Tradition des Gedenkmarsches. Die Gedenkstätte der Sozialisten in Friedrichsfelde, von den Nazis 1935 eingerissen, entstand 1926 nach den Plänen des Architekten Mies van der Rohe. Das heutige Mahnmal mit der Inschrift „Die Toten mahnen uns“ stammt aus den Jahren 1949 bis 1951.

Zahlreiche linke Gruppen werben auch dieses Jahr für eine Demonstration, die um 10 Uhr am U-Bahnhof Frankfurter Tor beginnt. Man wolle „den Kapitalismus nicht als letzte Weisheit der Geschichte akzeptieren“. In einer Resolution werden die Anwohner dazu aufgerufen, das Verhalten der Polizei zu beobachten. In den vergangenen Jahren hatten die Veranstalter der Polizei „massive Übergriffe“ vorgeworfen. Die PDS ruft zwischen 9 und 13 Uhr zur Gedenkstätte der Sozialisten. Der Vorsitzende Lothar Bisky sagte, man wolle „ein unübersehbares Zeichen für Demokratie und Gerechtigkeit, gegen Gewalt und Rassismus setzen“.

Schon heute finden zahlreiche Veranstaltungen statt. Die Tageszeitung junge Welt lädt in der Humboldt-Universität zu einer Konferenz, die sich mit dem „Kapitalismus im 21. Jahrhundert, Neoliberalismus, Sozialabbau und gewerkschaftliche Gegenwehr“ beschäftigen wird. Vertreter antifaschistischer Gruppen aus Frankreich, Schweden, Tschechien und Österreich berichten im Veranstaltungslokal „SO 36“ auf Einladung der Antifaschistischen Aktion über die extreme Rechte in Europa. Ebenfalls über die Gefahren des Rechtsextremismus diskutieren Jugendliche in der Rosa-Luxemburg-Schule in Pankow. Am 15. Januar, dem eigentlichen Todestag, ist in der Cranachstraße in Friedenau eine Ehrung vor dem ehemaligen Wohnhaus von Rosa Luxemburg geplant.

Andreas Spannbauer