Kommentar
: Ein Schrittchen voran ■ DaimlerChrysler tritt aus Anti-Klimaschutz-Lobby aus

DaimlerChrysler tritt aus der US-amerikanischen Lobbygruppe Global Climate Coalition (GCC) aus. Das ist gut für die Umwelt, denn wie kein anderer Verband hat die GCC vor allem in den USA, aber auch auf den Klimagipfeln gegen das Klimaschutzprotokoll von Kioto Front gemacht. Ihr Einfluss auf die ablehnende Haltung der USA ist nicht zu unterschätzen, denn in der GCC tummeln sich so mächtige Konzerne wie Exxon/Esso, General Motors oder Texaco. Auch Chrysler gehörte dazu. Mit der Fusion erbte Daimler-Benz eine Mitgliedschaft, die den Stuttgartern nicht recht sein konnte. Nun also ziehen sie Chrysler mit der Fusion aus dem GCC heraus. So bringt die Globalisierung zur Abwechslung mal den Umweltschutz ein Schrittchen voran.

Zwar gilt Mercedes mit seinen großen Limousinen nicht gerade als die Öko-Automarke. Aber mit Projekten wie dem Smart, der mehrfach vom VCD zu den umweltfreundlichsten Autos gerechnet wurde, versucht Mercedes schon länger, ein positives Umweltimage zu gewinnen. Ganz das Gegenteil ist Chrysler. Dort hat man sich in der Vergangenheit vor allem mit dem Verkauf von Großstadtjeeps an amerikanische Hausfrauen saniert, die sich mit den klobigen, Sprit fressenden Gefährten beim Abholen ihrer Kinder aus der Schule sicherer fühlen. Chryslers Modellpalette ist ganz vorn, wenn es um Spritverbrauch geht. Ob sich der Umweltgedanke in der Fusion auch bei den Chrysler-Modellen weiter durchsetzen wird, bleibt offen.

Doch der Austritt aus der GCC ist nicht zu unterschätzen. Die USA pusten mit Abstand die meisten Treibhausgase in die Atmosphäre. Ohne ihre Teilnahme ist ein Klimaschutzprotokoll nicht viel wert. Bislang weigert sich der von den Republikanern dominierte Kongress, das Protokoll zu ratifizieren, nicht zuletzt wegen des Drucks des GCC. Doch der GCC wird zunehmend schwächer: Shell, BP und Ford sind bereits ausgestiegen.

Schon beim Austritt von Shell und BP spielte die Globalisierung der Märkte wie die weltweite Vernetzung der Umweltschützer eine Rolle: Die Mineralölkonzerne konnten es sich nicht mehr leisten, in den USA aggressiv gegen den Klimaschutz zu agitieren, während das Thema in Europa zum wichtigsten Umweltproblem avancierte. Auch Umweltschutz kann Exportgut sein. Matthias Urbach

Bericht Seite 9