Frauen nicht mehr extra

■ Expo schwappt durchs neue VHS-Programm

Besuchern springen sie gleich ins Auge: Die Architekturentwürfe im Büro des Volkshochschulleiters Horst Rippien. Der Umzug der VHS in das Polizeihaus am Wall steht nach wie vor zur Debatte - die letzte Entscheidung ist trotzdem noch nicht getroffen. „Alle Fraktionen in der Bürgerschaft haben sich dafür ausgesprochen, jetzt muss zwischen den verschiedenen Ressorts geklärt werden, wie die derzeitige Finanzlücke von einer halben Million Mark pro Jahr gedeckt werden kann“, sagt Rippien.

Die Volkshochschule will einen innenstadt- und bürgernahen Standort. Die kulturpolitische Hoffnung ist es, dass das Zentrum durch die Präsenz der VHS attraktiver wird. Attraktivität im Sinne von Lebendigkeit, denn abends nach Geschäftsschluss herrscht rund um den Marktplatz „tote Hose“.

Von “Lebendigkeit“ beziehungsweise „Leben“ im Allgemeinen ist im neuen Frühjahrsprogramm der VHS übrigens gleich im Grußwort die Rede. Die VHS will helfen, „das Leben in die Hand zu nehmen, die Lebensqualität zu sichern, die Stadt als Lebensraum zu begreifen und zu gestalten“. Annelie Keil will über ihr Buch „Wird Zeit, daß wir leben“ sprechen. Es wird Kurse über Stressbewältigung und Seminare zum interkulturellen Zusammenleben geben. Klingt alles sehr schön und irgendwie auch nach einem Motto.

Die Fachbereichsleiterin für Gesundheit, Ulla Voigt, weiß Bescheid. Die VHS hat sich dem Bremer Expo-Projekt „Netzwerk Zukunftsgestaltung und seelische Gesundheit“ angeschlossen. Im Rahmen dieser Kooperation werden im Frühjahrssemester an die 500 Veranstaltungen angeboten. Dazu zählen nicht ausschließlich „Psychokurse“, wie sich zunächst vermuten ließe, sondern auch Kurse zur politischen und gesellschaftlichen Bildung, denn: Seelisch gesund bleiben Menschen, die gesellschaftliche Aktivität entwickeln, die für sich und andere Perspektiven entwickeln. Eben Menschen, die „das Leben leben“. Der im Wintersemester begonnene Veranstaltungskatalog „Zivilcourage“ wird auch dieses Jahr fortgeführt.

Neu im diesjährigen Programm ist, dass die speziellen Angebote für Frauen nicht mehr in einer extra Rubrik erscheinen. Die Frauenkurse werden nun inhaltlich zugeordnet. „Weniger Frauen als noch in den 70er und 80er Jahren legen inzwischen Wert auf völlige Abgrenzung“, meint Ulla Voigt. „Extra“ aufgeführt sind allerdings die Angebote für Kinder und auch die EDV-Kurse. tav