Weltausstellung, Castor und Karel Gott
: Polizei bangt um Image, falls bald ein Castor rollt

■ Warnung vor Atomtransporten während der Weltausstellung in Hannover

Hannover. Im Streit um die Atomenergie haben Polizei und Innenministerium in Niedersachsen vor Castortransporten während der Weltausstellung EXPO 2000 gewarnt. Hannovers Polizeipräsident Hans-Dieter Klosa sagte, er befürchte einen erheblichen Imageschaden für die Weltausstellung und Deutschland insgesamt. Auch Niedersachsens Innenminister Heiner Bartling (SPD) sprach sich gegen Castor-Transporte nach Gorleben aus. Gewalttätige Aktionen von Atomkraftgegnern während der Weltausstellung wolle er aber „mit aller Macht“ verhindern, sagte Bartling der Oldenburger „Nordwest-Zeitung“ (Samstag-Ausgabe).

Grundsätzlich werde die EXPO mit friedlichem Protest „leben müssen“, räumte der Innenminister ein. Die Bürgerini-tiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg hatte angekündigt, die EXPO als Bühne zu nutzen, falls neue Atomtransporte oder die Nuklearanlagen in Gorleben genehmigt würden. Trotz seiner Ablehnung der Transporte machte Bartling klar: „Wenn das Bundesamt für Strahlenschutz einen Transport genehmigt und die Privatfirmen sagen 'Wir fahren jetzt', haben wir die Pflicht, dafür zu sorgen, dass dieser Atom-Transport auch sicher ins Zwischenlager kommt“. Bereits am Donnerstag hatte Niedersachsens Ministerpräsident Sigmar Gabriel (SPD) die Bedenken des Landes gegen Transporte während der EXPO Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vorgetragen.

Größte Befürchtungen löst ein mögliches Zusammentreffen von Weltausstellung und Atomtransporten bei der Polizei aus. „Das nationale Anliegen wäre gefährdet, die EXPO zu veranstalten und reibungslos durchzuführen“, sagte Polizeipräsident Klosa. „Die Last, die dann auf die Polizei zukommt, wäre nicht mehr zu schultern.“ Wegen der zu erwartenden Störmanöver sei ein Parallelereignis von EXPO und Castortransport nicht zu verantworten.

Die Zahl der zur EXPO eingesetzten Beamten sei so ausgelegt, dass die Polizei Konflikte beherrschen könne. „Kommt aber zusätzlich die Protestbewegung, wie wir das von vergangenen Transporten nach Gorleben kennen, besteht erhebliche Gefahr, dass wir große Probleme bekommen, die Situation zu meistern“, sagte Klosa.

Auch das EXPO-Verkehrskonzept sei angesichts möglicher Anschläge auf Bahnstre-cken gefährdet. „Das Konzept ist darauf ausgelegt, dass viele Besucher mit der Bahn anreisen. Wenn wir da massive Störungen durch Anschläge bekommen, werden Menschen in erheblichem Umfang die EXPO nicht mehr erreichen.“ Beim Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter liegen derzeit insgesamt 13 Anträge für neue Atomtransporte vor. Offiziell ist der Transportstopp für Atommüll bisher nicht aufgehoben. Er war im Mai 1998 nach radioaktiven Verunreinigungen an Behältern erlassen worden.

Die Expo-Planer müssen derzeit eine weitere Schlappe einstecken: Wutentbrannt hat der tschechische Sänger Karel Gott seine Teilnahme an der EXPO abgesagt. Dem 60-Jährigen war von dem renommierten Stadtplaner Zdenek Lukes in einem Zeitungsartikel in seiner Heimat vorgeworfen worden, in Hannover mit einer „gewohnt schmierigen Zombie-Show Millionen von Steuergeldern verschleudern“ zu wollen. „Ich sage meine Teilnahme am tschechischen EXPO-Beitrag definitiv ab“, reagierte Gott nun seinerseits in einem Beitrag für die Tageszeitung „Lidove noviny“ (Wochenend-Ausgabe). „Statt der ,schmierigen Show' können die Organisatoren jetzt andere ,Persönlichkeiten unserer reichhaltigen Kultur' zur Weltausstellung schicken“, schreibt der Star beleidigt. taz/dpa