Wie der Teufel Eilsbrunn heimsuchte

Vom Ende des Mesners Hopfner, von Erdnüssen, Tanja usf.

Am 11. Januar des Jahres 2000 aber, dem Hochfest des hl. Athanasius, erschien der Teufel in Weibsgestalt zu Eilsbrunn. Und zwar um die Mittagszeit, als noch Weihrauchduft über dem Friedhof vor der Kirche lag, da stand er mit einem Mal mitten auf der Straße, schnupperte mit seinen Nüstern, hob den Kopf dabei, hüstelte ein wenig und ging schnurstracks in die Kirche hinein.

Dieselbe war von allen Christen verlassen, so dass der Teufel ein leichtes Spiel hatte. Die weihevolle Stille des Feiertags kümmerte ihn wenig. Schon stand er vor dem Bildnis unserer heiligen Jungfrau, scharrte vor Erregung mit seinem gazellenhaften Klumpfuß, holte Atem und entzündete mit einem einzigen Fauchen alle Kerzen, 57 an der Zahl – ohne auch nur einen einzigen Heller in den Opferstock zu werfen! Im grellen Flackern der schamlos missbrauchten Kerzen zeichnete sich der Schatten des Teufels überlebensgroß auf der Wand ab. In seiner gotteslästerlichen Extase, und weil ihm sein erstes teuflisches Werk so gut gelungen war, wollte der Teufel daraufhin auch die elektrischen Kerzen, die um die Statue des hl. Athanasius gewunden waren, zum Leuchten bringen. Was ihm jedoch nicht gelang. Wie man ja schon von alters her weiß, dass der Teufel mit der Technik nicht auf gutem Fuße steht. Er drehte und fingerte an allen Kerzelchen, erwischte aber partout nicht das richtige. Himmelherrgottsakramentkreuzkruzifixleckmichdochamarsch!, schnaubte er, warf den Kopf herum und wandte sich dem Altar zu. Bei dieser jähen Bewegung flog sein Röckchen in die Höhe und ließ schwarze Spitze aufblitzen. Und darüber nacktes Fleisch. Der Mesner Sebastian Hopfner, der das unselige und verhängnisvolle Treiben atemlos durch das Schlüsselloch der Sakristei beobachtete, konnte aber später leider keine Zeugenaussage mehr machen, da ihn der Teufel medias in flagranti an seinem Zipflschwanzl packte und heimholte.

Allein die gottesfürchtige Tanja Tannerstangl war noch in der Lage, den weiteren Fortgang der Entweihung der Pfarrkirche St. Blasius zu Eilsbrunn glaubwürdig zu bezeugen. Dieselbe war zwar zur fraglichen Stund gar nicht in der Kirchen, verfügte aber über televisionäre Fähigkeiten und schwur bei Gott, folgendes leibhaftig und live gesehen und also voll mitgekriegt zu haben: Dass nämlich der Teufel mit besagter sakrisch gachen Bewegung dem Altar sich zuwandte, allwo zu Ehren des hl. Athanasius zwei Schälchen mit Weihrauch und ungesalzenen, ranzigen Erdnüssen aufgebahrt lagen, dass der Teufel mit geschürzter Schnute den heiligen Gaben sich genähert habe und mit seinen krawottischen Krallen in den Weihrauch und in die geweichten Erdnüsse hineingefahren sei, so dass ihr, der Tannerstangl Tanja, schier das Herz brechen wollt. Allein, der Teufel jauchzte auf vor babylonischem Behagen, wobei sich sein Schatten wiederum aufs schrecklichste an der Kirchenwand abzeichnete.

Währenddessen stand der Teufel schon wieder heraußen im Sonnenlicht, warf einen frechen, scheelen Blick auf die Grabsteine der selig modernden Christenmenschen und hielt noch immer den Weihrauch und die Erdnüsse in seiner Kralle. Drei minderjährige Sternsinger, die ihn an dieser Stelle gesehen haben wollen, behaupteten nachher, sie hätten ihn in Begleitung gesehen. Was aber nicht gut sein kann. Weil es nämlich die Begleitung abstreitet und von nichts etwas weiß. Verbürgt hingegen ist, dass der Teufel den Weinberg zu Eilsbrunn am Fest des Hl. Athanasius des Jahres 2000 gegen 13 Uhr 22 verhexte. So dass der Weinberg von Stund an Weiberberg hieß und noch heute so genannt wird.

Nachdem nun der Teufel den geschändeten Weihrauch und die malträtierten Erdnüsse hinter dem Wirtshaus durch seine grazilen Krallen genießerisch auf den Misthaufen hatte perlen lassen, begab er sich in selbiges hinein. Dortselbst fraß der Teufel ein boeuf la mode. Die Bedienung, eine Sächsin, der man aber trotzdem Glauben schenken darf, erinnerte sich später, der Teufel habe nur deshalb das boeuf la mode gewählt, weil der Schweinsbraten schon aus gewesen sei um diese späte Zeit. Wiederum gibt es einen Zeugen, der neben dem Teufel einen Begleiter gesehen haben will, der mit diesem das boeuf la mode geteilt haben soll. Was aber auch diesesmal niemand glauben soll. Dieweil es auch diesmal der Begleiter nicht gewesen ist. Sondern niemand. Und der Teufel ganz allein war.

Höchstens nachher auf dem Heimweg. Zu dem Teufel seim Golf. Wo der Begleiter dem Teufel an die Wäsche wollt. Aber von diesem nur eins auf die Finger bekam. Aber das gehört nicht mehr zu der Geschichte. Florian Sendtner