Blaues Blut, blaues Auge

■ Davidwache: Drei Polizisten wegen Körperverletzung im Amt vorm Kadi

Drei Polizisten der berühmten Davidwache, Dieter F. (46), Udo I. (37) und Thomas I. (29), müssen sich seit gestern vorm Hamburger Amtsgericht wegen Freiheitsberaubung und Körperverletzung im Amt verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, am 4. August 1997 ohne Grundlage Bernhard von der R. (33) festgenommen und misshandelt zu haben. Die Angeklagten schweigen zu den Vorwürfen.

Freiherr von der R. war damals wegen Falschparkens vor McDonald's auf dem Kiez mit zwei Hilfspolizisten in Clinch geraten. Wenig später war er vor der Davidwache mit seinem BMW von zwei Peterwagen gestoppt worden, weil er angeblich beim Zurücksetzen beinahe eine Politesse „umgefahren“ hätte.

Nach der Personalienfeststellung verlangte er die Dienstnummer der Betroffenen. „Ich bin relativ emotionslos in die Wache gegangen,“ schilderte R. gestern den Ablauf. Plötzlich sei jedoch der Beamte Dieter F. erschienen und habe seine Festnahme angeordnet.

Kurz darauf sei er von Thomas I. und Uwe W. gepackt und in den hinteren Raum gebracht worden. Die Arme seien ihm so verdreht worden, dass er mit dem Oberkörper auf dem Tresen gelegen habe. „Ich versuchte mich zu befreien, um die Schmerzen zu lindern“, so R. weiter, „doch dies hat die Spirale der Gewalt zur Eskalation gebracht.“ Daraufhin habe er von Dieter F. einen Faustschlag ins Gesicht bekommen und sei in Handfesseln in die Zelle gesteckt worden. Bilanz der Aktion: Blaues Auge, Hämatome und verletzte Handgelenke.

Augenzeuge Hartmut N. konnte sich gestern vor Gericht „nicht erinnern“. Kein Wunder: Zunächst wollte der Polizist „gar nichts gesehen“ haben, dann hatte er zu Protokoll gegeben, beim „überzogenen Vorgehen“ „dumpfe Schläge des Kopfes auf die Tischplatte“ vernommen zu haben. Inzwischen relativierte er diese Aussage „wegen der brenzlichen Situation in meiner Schicht“. Der Prozess wird fortgesetzt. Magda Schneider