Mit fünf PS für Berlin 2000

Marketing-Gesellschaft „Partner für Berlin“ legt neue Strategien für die Berlin-2000-Kampagne vor. Nach dem Image der Stadt als Baustelle kommt jetzt die junge, wilde Metropole aufs Plakat ■ Von Rolf Lautenschläger

Wenn sich Städte ein neues Image verpassen, greifen ihre Marketing-Strategen weniger auf Visionäres als vielmehr auf Altbewährtes mit modernem Touch zurück. Frankfurt/Main chiffriert sich im Bembellook vor Hochhäusern. München macht auf Trachten, Weißbier und High-Tech. Und Berlin hat sich in den vergangenen Jahren mit dem Brandenburger Tor vor der Reichstagskuppel in Szene gesetzt. Tradition und Moderne, die Stadt im Umbau, lautete die Devise.

Auch das Bild von Berlin 2000, das gestern der oberste Stadtvermarkter Volker Hassemer, Chef von „Partner für Berlin“, vorstellte, macht vor der Mischung aus Alt und Neu nicht Halt. Ganz im Stil der flirrenden 20er-Jahre wird ab Februar in Zeitschriften und auf Prospekten die Stadt als Fotomontage präsentiert. Ein bisschen Metropolis, ein Schuss Hektik, ein bisschen Alt- und Neubau wird mit verschiedenen Motiven wie der Siegessäule, dem Fernsehtum und dem Potsdamer Platz zu einem wilden Bild zusammengemixt. Die Stadt erscheint aus den Fugen, als vielschichtiges Ereignis, dass einem recht schwindlig wird. Durch die Form der Collage, sagte Hassemer, komme die Lebendigkeit der Metropole zum Ausdruck. Nach den Phasen der Baustellen werde jetzt vermittelt, dass „die Stadt in Betrieb genommen wird“. Das Neue an Berlin sei, dass „hier nicht nur gebaut, sondern auch gelebt wird“.

Dass Hassemer mit seiner groß angelegten Werbekampagne das Interesse an der Hauptstadt 2000 weiter stärken will, ist eine Sache. Ab März werden in der Stadt großflächige Plakate für das „Neue Berlin“ angebracht. Außerdem kommen Leuchttransparente, Fernseh- und Radiospots sowie Flyer zum Einsatz. Weitergehende Informationen werden im Internet abrufbar sein. In Chat-Rooms wird den Internet-Besuchern die Möglichkeit gegeben, Nachfragen zu stellen beziehungsweise eigene Erfahrungen mitzuteilen. Im Mittelpunkt der Kampagne stehen, so Hassemer, die „fünf Stärken“ Berlins: die Stadt der „Ost-West-Kompetenz“, die deutsche „Hauptstadt“ als politisches Entscheidungszentrum, die „kreative Stadt“ von Kunst und Wissenschaft, die „junge Stadt“ im Aufbruch sowie die „lebenswerte Stadt“ mit ihren Kultur-, Sport- und Freizeitangeboten. Außerdem geht die „Schaustelle Berlin 2000“ mit Baustellenbesichtigungen ab Juni in die fünfte (und hoffentlich letzte) Runde.

Eine andere Sache ist, dass der Obervermarkter Hassemer auch vor etwas Größenwahn – übrigens auch eine typische Berliner „Stärke“ – bei seiner Kampagne nicht zurückschreckt. So werde „Partner für Berlin“ weltweit dafür werben, dass Berlin die „internationalste Stadt in Deutschland“ sowie die Stadt der Zukunftstechnologien sei: ein recht vermessener Anspruch angesichts der Tatsache, dass etwa Frankfurt/Main prozentual weit mehr ausländische Mitbürger aufweisen kann als die Spreestadt und der Wirtschaft- und Technologiestandort Berlin republikweit am Ende dahindümpelt.

Für die Werbung im Ausland sind vier Millionen Mark veranschlagt – dabei, so Hassemer, sind die Adressaten der Kampagne zunächst die gemeinen Berlinerinnen und Berliner. Doch für die stehen nur 1,5 Millionen Mark zur Verfügung.