Das Portrait
: Singender Samenspender

David Crosby

Nein, mit ihm war nicht zu rechnen. Ein Fitnesstrainer vielleicht (das Madonna-Modell). Ein anonymer Freund des Hauses. Oder sogar doch – zur Freude des Boulevards – Brad Pitt oder Bruce Springsteen. Alles falsch: Der biologische Erzeuger der beiden Kinder von Melissa Etheridge (Rocksängerin) und Julie Cypher (Schauspielerin) heißt David Crosby, wie jetzt standesgemäß im Rolling Stone enthüllt wurde, der die Befruchtungsliaison auch in seiner kommenden Deutschland-Ausgabe ausbreiten wird.

Die Sprößlinge der lesbischen Lebensgemeinschaft waren immer wieder Gegenstand wilder Spekulationen und blöder Witze gewesen, nun war das Paar „der Geheimnistuerei müde“. Zudem begann der dreijährige Bailey selbst nach dem Papa zu fragen.

Dass ausgerechnet der 58-jährige Woodstock-Veteran noch einmal Leben spendend in Aktion tritt, kommt fast einer Jungfrauengeburt gleich. In den 1980er-Jahren hätten selbst britische Buchmacher keine Wette darauf angenommen, dass Crosby nicht das Millennium erlebt. Erst im Knast (illegaler Waffenbesitz) kam der Mitbegründer der Folk-Rock-Pioniere The Byrds von Heroin und Kokain los. Drei Jahre später blickte er auf der Intensivstation – die ruinierte Leber musste ausgetauscht werden – unverhofft ins Antlitz eines verlorenen Sohns. James Raymond, einst zur Adoption freigegeben, hatte den Weg zum berühmten Erzeuger lange gescheut, weil er, so Crosby 1998, „unsicher war, ob ich ihn überhaupt kennenlernen wollte“.

Die Sache mit Etheridge und Cypher wurde auf Hawaii ausgebrütet, wo man sich urlaubend wieder mal über den Weg lief. Als das Thema Kinderwunsch aufkam, schlug ausgerechnet Jan Crosby ihren Mann als Samenspender per Reagenzglas vor: „What about David?“ Mit seiner Frau, die ihn einst aus dem Drogensumpf zog, hat Crosby bereits den Sohn Django (4). Es sei gut, dass der Vater ihrer Kinder schon „eine eigene Familie hat“, hofft Etheridge emotionale Ansprüche einzudämmen; zudem sei er erwiesenermaßen „musikalisch“.

Was Letzteres anbelangt, ist gute Hoffnung angebracht. Mit dem 35-jährigen Studiomusiker James hat Crosby seit dem späten Kennenlernen bereits drei Platten aufgenommen. Als CPR. Zudem feiert C(rosby) gerade ein Comeback mit den alten Gefährten S(tills), N(ash) & Y(oung). Albumtitel: „Looking Forward“. Mal sehen, ob er C, B, D & E auch noch erleben darf. Jörg Feyer