Der Mann, der die CDU-Größen erzittern lässt

Karlheinz Schreiber droht mit immer neuen Enthüllungen. Als Nächstes sei die CSU dran

Er kommt meist aus irgendeinem Zeitungsladen oder schaut gemeinsam mit seiner Frau in ein Schaufenster von Toronto. Karlheinz Schreiber ist offenbar ein belesener Mann, und einen Großteil seiner Zeit im kanadischen Exil scheint der berüchtigtste Spendenüberbringer der Republik mit der Lektüre deutscher Blätter zu verbringen.

Hin und wieder gewährt er einer dieser Zeitungen ein paar kryptische Enthüllungshäppchen. Die klingen dann meist so: „Es gab ein sehr großes Projekt, an dem ich sehr interessiert war in meiner Eigenschaft als Chairman von Thyssen Industries [gemeint ist die Panzerlieferung nach Saudi-Arabien, d.Red.]. Das ist allgemein bekannt. In naher Zukunft wird man darüber auch mehr hören.“

Eine andere Äußerung aus dem Häppchenschatz des Karlheinz Schreiber druckte gestern die Welt: „Das ist erst der Anfang. Der wirkliche Schaden für die Bundesrepublik Deutschland steht noch bevor. Aus diesem Verfahren werden noch viele Fakten zum Schaden der gesamten politischen Klasse und vor allem Bayerns an die Öffentlichkeit kommen.“

Der Kauferinger Unternehmer, einst als Teppichhändler aktiv, später dann Inhaber einer Straßenmarkierungsfirma und Vermittler von MBB-Hubschrauberdeals und Airbusverkäufen nach Kanada, ist offenbar für viele Politiker das leibhaftig gewordene Damoklesschwert. Was sind die Motive dieses Mannes, seinen einstigen Freunden ständig mit Verrat zu drohen? Hofft er damit seine Auslieferung zu verhindern? Schreiber werde sowieso nicht ausgeliefert, dazu seien seine Kontakte zu gut, meint ein Lokalpolitiker aus Kaufering, der ihn seit Jahren gut kennt. Den Schreiber dürfe man nicht unterschätzen.

Tut das möglicherweise die CSU – die Partei, zu der Schreiber über seinen Spezi Franz Josef Strauß allerbeste Kontakte pflegte? Wohl kaum. Auf die CSU hätte das Eingeständnis Schäubles „wie ein Kälteschock“ gewirkt, erklärte gestern der CSU-Fraktionsvorsitzende Alois Glück.

Ist der Mann, der beste Kontakte zu Helmut Kohl unterhalten soll, ein Wichtigtuer oder weiß er doch mehr, als er bislang sagt? Dann könnten die nächsten Wochen hoch interessant werden. Schließlich hat Edmund Stoiber den Wahlkanadier Schreiber schon mehrmals abblitzen lassen, als dieser den Wunsch äußerte, man möge doch bitte die wild gewordenen Staatsanwälte etwas ausbremsen. Reizt ihn das zur Rache?

Klaus Wittmann