Kohls „Bimbes“-Gate in Bremen

■ Parteispendenaffäre: Wie ist eigentlich die Stimmung der CDU-Basis in Bremen? Die taz fragte bei CDU-Beiräten nach

Beim Webauftritt der Bremer CDU ist alles noch so wie früher – als es die Spendenaffäre noch nicht gegeben hat und die Welt noch in Ordnung war. Kein Wort von schwarzen Kassen und dubiosen Spenden. Selbst unter dem Stichwort „news“ vermelden weder Junge Union noch Mutterpartei die wirklich interessanten Sachen.

Vielleicht sei die CDU nur noch mit „Kohl und Pinke-pinke-Affäre“ beschäftigt, meldet sich ein Einziger im „Diskussionsforum“ zum Thema zu Wort. Aber davon „merkt eigentlich auch keiner was“.

Niemanden scheint die Affäre hier groß zu kümmern. Während bundesweit einige hundert CDUler ihr Parteibuch zurückgaben, meldet die Partei in Bremen mit rund 3.700 Mitgliedern „nicht mehr Austritte als sonst auch“.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Jens Eckhoff bezeichnete die späten Eingeständnisse von Parteichef Wolfgang Schäuble als „amateurhaftes Handeln“. Weiter sagte er gegenüber der taz: „Ich habe kein Verständnis dafür, dass man einen Aufklärungskurs ankündigt und die eigenen Verfehlungen nicht am Anfang äußert.“ Auch an der Basis ist bei so manchem die Enttäuschung groß: In die Zeitung wolle er schon gar nicht mehr gucken, sagt zum Beispiel Michael Glintenkamp (Beirat Östliche Vorstadt).

Zwischen Bundes- und Landespolitik wird allerdings streng unterschieden: Zwar gab es auch in Bremen 370.000 Mark von schwarzen Konten. Aber die seien ordnungsgemäß abgebucht worden, erklärt Jens Eckhoff. Wenn eine Zahlung vom Bundesvorsitzendem anvisiert wird, gucke man nicht auf den Überweisungsträger. „Wenn allerdings im Zuge der Wirtschaftsprüfungen was über Bremen kommt, müssen wir neu nachdenken.“

Ein CDU-Beiratsmitglied ist da skeptischer: „Ich wundere mich, dass keiner fragt, was mit dem Geld in Bremen passiert ist.“ Selbst in der Opposition frage keiner nach. „Dabei müsste es doch einen Aufschrei geben, wo das Geld eindeutig an der demokratischen Kontrolle vorbeigeschleust wurde.“

Auch eine CDU-Frau im Beirat ist frustriert: „Bei mir ist eine kleine Welt zusammengebrochen“, sagt sie. In der Partei würde das aber totgeschwiegen: Von Neumann und seinem persönlichen Freund Kohl würde einfach nicht gesprochen.

In Huchting hat es Hans-Georg Gehrling (Beirat und Bürgerschafts-Abgeordneter) mit Aufklärung versucht. Vor Weihnachten habe sich die CDU zwei Mal auf den Marktplatz gestellt. „Viele Leute sind gekommen und haben geschimpft“, erzählt der Bürgerschaftsabgeordnete. „Aber das Fazit war: Die anderen sind nicht besser.“ Schaden nehme aber vor allem die Demokratie.

Nicht jeder CDUler war in punkto Spendenaffäre bereit zu sprechen: Fraktionssprecher im Beirat Östliche Vorstadt, Engelbert Nordmann, sagte nur: „Ich bin nicht ihr Ansprechpartner“ und legte auf.

Nächste Woche wird der Helmut Kohl dann zum traditionellen Bremer Neujahrsempfang an die Weser kommen. Viele wären sogar schon in freudiger Erwartung, meint Glintenkamp: „Wie verkauft er sich da.“ pipe