Im freien Fall?

■ Was wird aus dem Space Park im Jahre 2010 geworden sein? Die Gruppe „Future Perfekt“ macht in der GAK ein paar Vorschläge

Space Park? Das war mal. Neun Jahre nach der Grundsteinlegung durch Bürgermeister Henning Scherf ist das Urban Entertainment Center am Ende. Nach gutem Start haben ihm steigende Spritpreise und Desinteresse den Todesstoß versetzt. Das ehemalige AG-Weser- und Ex-Space-Park-Gelände ist nun besetzt durch AktivistInnen von „Future Perfekt“. Die Stadt gibt klein bei und überlässt den BesetzerInnen das Gelände. Die Planungen beginnen von vorne ...

In zehn Jahren wissen wir, wie weit diese Zukunftsvision der KünstlerInnengruppe „Future Perfekt“ aus dem Jahr 2010 von der Space-Park-Wirklichkeit entfernt ist. Aber schon jetzt kann man in der Galerie für Aktuelle Kunst (GAK) studieren, welche alternativen Nutzungsmöglichkeiten für das dann eventuell brach liegende Gelände denkbar wären. In einem maßstabgetreuen, in sechs Segmente zerlegten Nachbau der Ariane-Rakete – dem zukünftigen Symbol des Space Parks – sind die Alternativentwürfe zu sehen. Gleichzeitig sind die BesucherInnen der Ausstellung aufgefordert, mit Texten oder Zeichnungen eigene Ideen beizusteuern: Die Ausstellung von „Future Perfekt“ – eine Gruppe von neun StudentInnen und zwei DozentInnen der Hochschule für Künste – dient quasi als Planungstreffen für alle Interessierten.

Ob Pilzzuchtfarm (mit echten Champignonkulturen!) oder internationales Kongresszentrum für globalisiert verunsicherte ArbeitnehmerInnen, ob Flohmarkthalle oder Zebrafarm, ob türkischer Rummelplatz oder alternativer Wohnpark „Anti-Teerhof“ – in der GAK sind den Visionen keine Grenzen gesetzt, wie der einst privatisierte Raum wieder für die Öffentlichkeit zurück gewonnen werden kann. Ob Projekte wie der Space Park Fluch oder Segen moderner Stadtentwicklung sind, erörtern in einem spannenden Videozusammenschnitt Vertreter der Köllmann-Gruppe und Bremer Stadtplaner sowie KritikerInnen wie Helga Trüpel von den Grünen oder die Ex-Staatsrätin für das Bauwesen Ulla Luther. Die Gegensätze sind schroff: Was die einen als innovative Idee preisen, geißeln die anderen als gigantische Geldverschwendung, die einem Projekt dient, das noch vor der Realisierung aufgrund ähnlicher Projekte in anderen Städten schon veraltet ist.

Shoppend geht also die Welt zugrunde? Zumindest, so befürchtet „Futur Perfekt“, degradiert es Stadtteile zu Landeplätzen von künstlichen Erlebniswelten, die gewachsene Strukturen zerstört, Menschen nur noch als KundInnen wahrnimmt und öffentliche Räume durch uniforme architekonische Strukturen verarmen lässt. Aber es besteht Hoffnung. Denn im Jahr 2010 ... zott

Eröffnung: 15. Januar, 17 Uhr. Bis zum 6. Februar . Zeitgleich zur Ausstellung bietet das Bremer Projekt „city.crime.control“ eine Veranstaltungsreihe zum Thema Shopping Center mit Filmen und Vorträgen von Jan Wehrheim, Jochen Becker und Harun Farocki an. Genaueres unter 79 41 130 oder im Internet (gak-bremen§t-online.de). Und: Am Samstag ganz genau die taz lesen! Wir machen eine kleine Zeitreise ins Jahr 2010 ...