Soundcheck

Sonnabend: Cutis-Mayfield-Memorial. Ist das Verschwinden der Liner-Notes auf Schallplatten eigentlich ein Verlust? „Im Apollo-Theater trug man sie auf Händen, und das will etwas heißen, denn das Apollo ist für die farbigen Künstler des Showgeschäfts, für Blues-Miezen und Soul-Barden das, was die Mailänder Scala für den Ritter vom hohen C ist.“

Diese Zeilen standen 1968 auf der Rückseite einer für den deutschen Markt zusammengestellten Platte der Impressions, und Curtis Mayfield, der Sänger der Band, stand damals kurz davor, seinen Zenit zu erreichen: Bald darauf war er solo erfolgreich – trotz oder wegen Kompositionen, die komplexer waren als die anderer Soulmusiker, und Texten, die einer damals im Soul noch ungewöhnlichen, realistischen, teils auch moralisierenden Beschreibung der Situation schwarzer Amerikaner Raum gaben. Am 27.12.1999 ist Curtis Mayfield im Alter von 57 Jahren gestorben, an den Spätfolgen eines Bühnenunfalls im Sommer 1990, durch den der Sänger vom Hals ab gelähmt war. Unter dem Motto „It's hard to understand Curtis is dead“, einem abgewandelten Zitat aus „Freddy's Dead“, einem der Hits aus Mayfields Erfolgs-Soundtrack Superfly, erinnern heute die Hamburger DJs Olaf Ott und Ulf Reh (Spellbound, Soul Allnighter) auf einer Gedenkparty an den Soulmeister. Auflegen werden sie vor allem Titel aus Mayfields besten Tagen: den frühen Siebzigern.

Sebastian Hammelehle

 Nouar, 22 Uhr

Sonntag: Cinnamon/Alaska. Let s talk about Schlüsselreize: Indiepopfans werden die schwedische Band Cinnamon lieben, weil sie mit Louis Philippe zusammenarbeiten, der früher auf dem él-Label veröffentlichte. Und weil das kurzhaarige Cinnamon Girl Frida (tatsächlich!) diesen in jener Stimmlage zwischen klagend und süßlich singt, die sie an den Cardigans schätzen. Popkenner, die sich über das Indie-Präfix erheben, werden respektvoll zur Kenntnis nehmen, dass Cinnamon an ihrem neuesten Album Vertigo über ein Jahr lang in Stockholm, Paris und London feilten – so läuft das, wenn eine Band Dionne Warwicks Versionen von Burt Bacharachs Liedern über alles schätzt. Diejenigen, die Pop eher als Haltung ansehen, freuen sich an der Liebe von Cinnamon Boy Jiri Novak zum quietschbunten Design der Prager U-Bahnhöfe. Lokalpatrioten schließlich werden zufrieden gestellt mit einem Auftritt der vorzüglichen Band Alaska im Vorprogramm. Felix Bayer

MarX, 21 Uhr