Landowsky-Bus elektrisiert Grüne

■ Landowsky (CDU) macht einen Vorschlag, und Cramer (Grüne) versteht mal wieder alles falsch. Ein Elektro-Bus-Shuttle soll vielleicht irgendwie die Kanzler-U-Bahn verdrängen

Kaum setzt sich Landowsky in den Bus, springt Michael hinterher und ruft: Lass mich ans Steuer, Klaus! Dabei trennen den grünen Verkehrsexperten Michael Cramer keine Stoßstangenbreiten, sondern Welten vom CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky. Aber, wo ein Wille ist, da ist auch eine Buslinie – noch dazu, wenn es eine smogfreie ist.

Immerhin fordert Landowsky, sonst ganz Fürsprecher der stau- und benzinpreisgeplagten Berliner Autofahrer, jetzt eine neue Elektobuslinie durch die City. Dafür macht sich der ehemalige Frontstadtberliner sogar sozialismusverdächtig: Zwei Jahre kostenlos soll der Bus fahren, mit dem die BVG die West- und die Ost-City vereinen und an den Potsdamer Platz anbinden will.

Kein Wunder, dass Cramer auf ein solches Gefährt aufspringen möchte. Wow, ein schwarz-grüner Bus, und Michael Cramer spielt den Stadtführer – die Strecke zeigt alles, was Berlin zu bieten hat: Ku’damm, Potsdamer Platz, Reichstag, Lehrter Bahnhof, Unter den Linden, Friedrichstraße und Alex – quasi eine schöne Reise von McDonald’s zu Burger King.

Landowskys Problem ist nur, dass die Opposition – allen voran sein Chauffeur Michael Cramer – wie üblich alles falsch versteht. „Bündnis 90/Die Grünen unterstützen den CDU-Fraktionsvorsitzenden“, titelte der Pressedienst der Grünen gestern. Der Grund: Landowsky wolle die umstrittene U-Bahn-Linie 5 durch eine Buslinie ersetzen, weil der Bau der so genannten Kanzlerbahn nicht finanzierbar und sowieso gänzlich überflüssig sei.

Leider, leider hat Landowsky das alles nicht so gemeint, wie ihn der Cramer verstehen wollte. Von der U 5 sei gar nicht die Rede gewesen, korrigierte gestern Markus Kaufmann, Sprecher der CDU-Fraktion. Der einfache Grund: Die U-Bahn fährt unten, und der Bus fährt oben. Beide Verkehrsmittel schlössen sich nicht gegenseitig aus, so der Sprecher. Allerdings braucht Cramer nicht gleich beleidigt aus dem Bus zu hüpfen: „Durch den Bus-Shuttle würden wir ein bisschen Luft für die U-Bahn bekommen“, so Kaufmann. Ob die ein oder zwei Jahre später fertig werde, sei dann nicht mehr so wichtig.

Bis zum Jahr 2008, 09 oder 10 aber kann viel passieren: Landowsky wird Taxifahrer und fordert mehr Busspuren, Cramer wird Tankwart und verkauft fünf Mark teures Benzin, und die U 5 ist längst stecken geblieben, weil die Tunneldecken den fünf Millionen Besuchern und Besucherinnen der Love Parade von 2005 nicht standhielten. Oder die Tunnelröhre im Haushaltsloch endet.

Richard Rother