Notfalls Tolerierung von Rechts

■ Projektorientierter Asta gegen systemkritische Opposition: Ab heute wählen Hamburgs Studierende ihre VertreterInnen

Rechts, Mitte, Links – die StudentInnen der Hamburger Universität haben die Wahl. In dieser Woche werden die VertreterInnen für das Studierendenparlament (Stupa) bestimmt. Der gegenwärtige grün-liberale Asta (Grüne Hochschul-Gruppe, GHG, Liberale und Unabhängige Studierende, LUST, Fachschaftsliste) muss sich gegen einen rechten Block um den CDU-Nachwuchs vom RCDS und zwei burschenschaftsnahe Listen (Pro Uni, Veritas) sowie die linke Opposition aus Liste Links, Linksruck, Assoziation Marxistischer StudentInnen, AMS, und den Jusos verteidigen.

Die regierenden Listen möchten ihre pragmatische Arbeit fortsetzen. Man habe „konkrete Verbesserungen für die Studierenden erreicht“, lobt Florian Klabunde von der GHG, zum Beispiel die Verlängerung der Buslinie 182 bis zum Campus. Der RCDS geißelt hingegen die „Förderung von Randgruppen“ (Schwulenreferat) und läßt seinen Sprecher Vincent von Walcke „eine Stasi-Überprüfung der an der Uni Beschäftigten“ fordern. Ganz andere Kritikpunkte kommen von links: Statt sich in kleinteiligen Projekten zu verlieren, solle der Asta globale Zusammenhänge thematisieren und der wachsenden Verquickung zwischen Wirtschaft und Universität Widerstand entgegensetzen, fordert beispielsweise Liste-Links-Vertreter Till Petersen.

Während die sozialistischen Gruppen nach den Worten von „Links“-Sprecherin Anja Post-Martens an der „Ablösung des jetzigen konservativen Asta“ arbeiten, setzt die amtierende Koalition auf Kontinuität. Falk Hocquel von der grün-nahen Fachschaftsliste könnte sich „notfalls sogar eine Tolerierung durch den RCDS“ vorstellen: „Eine Koalition würden aber sicher zwei Drittel der Grünen ablehnen.“

Die Urnen sind bis Freitag geöffnet. Dass die Wahlbeteiligung die 15 Prozent des vergangenen Jahres übersteigt, darf indes bezweifelt werden: Zur Listenvorstellung in der vergangenen Woche versammelten sich im Pädagogischen Institut gerade mal 50 Menschen – davon 15, die nicht selbst auf einer Liste kandidieren. Christoph Ruf