■ Press-Schlag
: Alles halb so schlimm

Gute Laune beim Hallen-Masters der Fußballer, doch die Zukunft ist ungewiss

Da musste sogar Ottmar Hitzfeld lachen. Der Trainer des Fußballbundesligisten FC Bayern München ist ja ein Mensch, der eher selten seine Gefühle zeigt. Als sich aber eine als schlappohriger Bugs-Bunny-Hase verkleidete Person von hinten heran schlich und freundschaftlich die Pfote um ihn legte, riss Hitzfeld den Mund auf und ließ den kleinen Scherz bereitwillig über sich ergehen. Als er dann wenig später auch noch seinem Schützling Hasan Salihamidzic beim Warmspielen in den Katakomben der Münchner Olympiahalle vergnügt den Ball wegspitzelte, fragte man sich schon irgendwie: War das der Mann, der vor kurzem sagte: „Hallenfußball bringt nichts“?

Hitzfeld hatte tatsächlich Spaß. Und mit ihm anscheinend sämtliche Zuschauer beim DFB-Hallenfinale am Wochenende. Rund 10.000 kamen an beiden Tagen, weshalb Ligadirektor Wilfried Straub stolz verkündete: „Dass es ausverkauft ist, zeigt: Die Akzeptanz ist da.“ Das mag stimmen. Zumindest für dieses Turnier. Im stetigen Wechsel versuchten sich die Fangruppen der teilnehmenden Mannschaften an Lautstärke und Gesang zu übertrumpfen, und eine 20-köpfige Blaskapelle begleitete das Ganze mit Tuba, Trompete und Getrommel. Dazu hüpften Cheerleaders in schwarz-gelben Röckchen umher, so dass der Eindruck einer gelungenen Veranstaltung entstand. Zumal sich auch Spieler und Trainer positiv äußerten.

Einige allerdings scherten aus und ließen nicht ab, klar zu stellen, dass Hallenfußball für sie genau so überflüssig sei wie eine Grippe im Winter. „Wir haben andere Prioritäten“, sprach etwa Uli Hoeneß, Manager beim FC Bayern. Und Fredi Bobic, Stürmer bei Borussia Dortmund, sagte: „Mir macht nur Spaß, dass ich hier so viele Kollegen treffe. Sportlich habe ich keinen Bock.“ So denken nicht nur die Beiden.

Vornehmlich sind es aber die großen Vereine, die wegen der hohen Belastung durch die internationalen Wettbewerbe um die Gesundheit ihrer Stars bangen. Der DFB weiß das und zeigt Verständnis. Straub zum Beispiel sagt: „Ich kann Herrn Hitzfeld verstehen, dass er Hallenfußball nicht für sinnvoll hält.“ Andererseits sagt er aber: „Wir haben alle die Entscheidung gefällt, in der Halle zu spielen. Dann muss man dazu stehen.“ Das tun die großen Vereine auch. Aber nur widerwillig und auf Geheiß des DFB. Keine gute Basis also für die Zukunft des Hallenfußballs, die wie jedes Jahr unsicher scheint. Fest steht nur, dass nichts fest steht. Erst auf einer der nächsten Managertagungen wollen sich Vereine und DFB über den Verbleib des Hallenfußballs Gedanken machen.

Momentan plagt sich der DFB mit anderen Problemen herum. Die sind dafür erfreulicher Natur. Es geht um den Verkauf der Fernsehrechte an der Bundesliga ab der Saison 2000/2001. Entsprechend gut gelaunt ließ denn auch Ligapräsident Gerhard Mayer-Vorfelder am Rande des Hallenturniers die Medienvertreter wissen, dass die Angebotsfrist am 17. Januar ablaufe und man darüber hinaus mit dem Pay-TV-Sender Premiere World ein sehr interessantes Gespräch geführt habe. Wie die Berichterstattung künftig aussehen soll, wollte Mayer-Vorfelder nicht verraten. Aber eine Tendenz gäbe es schon: „Eine Begrenzung des Free-TV wird stattfinden“, deutete er an, dass die Live-Spiele auf Sat.1 entfallen werden. Und weiter: „Grundsätzlich will man mehr in den Pay-per-View-Bereich gehen. Nur der Umfang ist noch unklar.“

Wie auch immer. Es wurde viel geredet beim Hallenfinale. Über den DFB natürlich. Oder über Lothar Matthäus. Oder über Emerson. Fußball wurde auch gespielt. Dabei war auffallend, dass selbst gestern, als es im K.o.-System um den Turniersieg ging, den sich schließlich Borussia Mönchengladbach durch ein 3:2 gegen Greuther Fürth holte, der Spaß weiterhin im Vordergrund stand. Fast schien es, als wollten die sonst grätschenden Profis ihren Kritikern zeigen: Wir können auch anders. Und für diejenigen, die sich wegen der Verletzungsgefahr beim Hallenfußball Sorgen machen, sei erwähnt: Ja, es gab ein Opfer, Torsten Fink vom FC Bayern. Er hat sich die Hacke verstaucht. Alles halb so schlimm also. Die Sache mit dem Hallenfußball.

Gerald Kleffmann