Das Portrait
: Clevere Femme fatale
Hedy Lamarr

Glamourös, exotisch und freizügig, so gibt sich Hedy Lamarr auf den Publicity-Fotos von MGM. Als Europäerin durfte sie all das repräsentieren, was bei ihren amerikanischen Kolleginnen nicht so gern gesehen wurde. Also spielte sie seit ihrer Ankunft in den USA 1938 fremde, verführerische Schönheiten in Filmen mit so programmatischen Titeln wie „Algier“ oder „The Strange Woman“, schließlich die Delilah in Cecil B. DeMilles Monumentalfilm „Samson und Delilah“ (1949).

„The most beautiful girl in the world“ – unter diesem von Studioboss Louis B. Mayer lancierten Superlativ trat die 1914 in Wien geborene Hedwig Eva Maria Kiesler ihre Karriere in Hollywood an. Davor hatte sie allerdings schon eine ganze Reihe von Theater- und Filmerfahrungen in Europa gesammelt, für einen handfesten Skandal gesorgt und die erste ihrer sechs Ehen hinter sich gebracht. Kaum 16-jährig, begann die höhere Tochter als Skriptgirl beim Film. Max Reinhardt entdeckte sie für die Bühne, und im Zuge des regen kulturellen Austauschs, der damals zwischen Berlin und Wien herrschte, kam sie 1931 auch in die Hauptstadt der Weimarer Republik, spielte am Deutschen Theater, bekam erste Filmrollen. Mit ihrem Auftritt als leidenschaftliche Ehebrecherin in „Ekstase“ wurde sie über Nacht berühmt. Die für heutige Verhältnisse sanften Nacktszenen sorgten jedoch dafür, dass Lamarrs Karriere vorerst zu Ende war. Sie heiratete den österreichischen Waffenfabrikanten Fritz Mandl, der alle Mittel eingesetzt haben soll, um sämtliche Kopien von „Ekstase“ aufzukaufen. Sie muss ihm sehr clever über die Schulter geschaut haben, denn Ende der 30er erfand sie, sozusagen nebenbei, eine später von den Handys übernommene Methode zur Fernsteuerung von Torpedos.

Frisch geschieden ging sie nach London, wo sie Louis B. Mayer traf, der sie für zehn Jahre unter Vertrag nahm. Hinfort war Hedwig Kiesler Hedy Lamarr, genannt nach der üppigen Stummfilmdiva Barbara La Marr, die bis zu ihrem Rauschgifttod mit 29 Jahren exotische Vamp-Rollen gespielt hatte und damit in Hedy Lamarr eine würdige Nachfolgerin fand.

„I'm not looking for streets paved with gold. A home, respect, freedom, and neighbors who want the same thing“, sagt sie in Joseph H. Lewis' Film noir „A Lady Without a Passport“ (1950). Da war ihr Starruhm bereits vorbei, und man wünscht ihr, dass sie in Florida, wo sie vorgestern starb, all das gefunden hat.

Daniela Sannwald