Mit dem Microchip der Zukunft auf Du und Du
: Attacke gegen Intel

Berlin (taz) – Ein neuer Chip könnte die Vorherrschaft Intels über den Microprozessormarkt bei Personal Computern brechen. Nach fünf Jahren Heimlichtuerei stellte am Mittwoch abend die Startup-Firma Transmeta in Silicon Valley ihre neue Chipserie vor: die Crusoe-Chips. Sie sollen ähnlich leistungsfähig sein wie Intels Pentium III, aber erheblich weniger Strom verbrauchen. Die Chips werden gefertigt von IBM und sollen laut bereits im Spätsommer in Laptops von Lizenzfirmen auf den Markt kommen.

Transmeta-Chef David Ditzel demonstrierte den neuen Chip in einem so genannten Web pad, ein zeitschriftengroßer Computer, mit dem man ortsunabhängig im Internet surfen kann und der nur über einem berührungsempfindlichen Bildschirm und ein paar Tasten gesteuert wird. Wie viele Analysten geht auch Transmeta davon aus, dass der klobige, alles könnende PC immer mehr von handlicheren, spezialisierten Geräten abgelöst wird. Dafür müssen die Akkus lange halten – Energiesparen ist Trumpf.

Transmeta ist „eines der größten Glückspiele seit Jahren in Silicon Valley“ schreibt die New York Times. 100 Millionen Dollar Risikokapital hat die Firma bei Investoren wie Microsoft-Mitgründer Paul Allen, George Soros und der Deutschen Bank eingetrieben. Die setzen auf die großen Namen hinter der Firma: Gründer ist David Dietzel, ehemaliger Chef-Wissenschaftler bei Sun Microsystems, und der hat Linus Thorvalds eingestellt, Starprogrammierer und Erfinder des Linux-Betriebssystems.

Die Innovation im Crusoe-Chip besteht darin, dass der Mikroprozessor keine komplizierten Befehle mehr ausführen wird. Diese erledigt die Software. So können die Chips kleiner werden, schneller, billiger und stromsparender. Hinter der neuen Software, die das Konzept erfordert, steckt Thorvalds.

Transmeta begeht nicht den Fehler, sich mit Microsoft anzulegen – sie fahren zweigleisig und arbeiten teils mit Gates’ Firma zusammen, teils mit dem konkurrierenden Linux-Betriebsystem. Die Chips sind auch Intel-kompatibel lieferbar. Der schnellste Transmeta-Chip, der für ein Laptop designt wurde, der 700 Megahertz schnelle TM 5400, wäre dann so schnell wie ein Pentium III mit 500 Hertz. Mit ihm hielte der Laptop-Akku doppelt so lang. In Minicomputern könnte sich der Vorteil noch deutlicher zeigen, der Chip verbraucht zehnmal weniger Strom als sein Konkurrent. urb