Bewegende Bilder

Ausschlaggebend für den internationalen Erfolg des kubanischen Kinos sind vor allem Werke wie Alicia im Dorf der Wunder (1991) von Daniel Díaz Torres und Erdbeer und Schokolade (1993) des 1996 verstorbenen Regisseurs Tomás Gutiérrez Alea.

Auch zuvor wurden Filme von internationaler Qualität produziert. Dies ist vor allem der Gründung des ICAIC (Instituto Cubano de Arte y Industria Cinematográficos), dem nationalen kubanischen Filminstitut, im Jahre 1959 zu verdanken. „Film ist Kunst.“ So lautete der erste Satz des dazugehörigen Gesetzestextes.

Daneben aber wurde nach dem Sieg der Revolution das Medium Film eng verknüpft mit dem Aufbau der neuen Gesellschaft. Zum Beispiel war es wichtig, einen Wandel der Sehgewohnheiten des Publikums, die so genannte Dekolonisation des Filmauges beziehungsweise der Filmleinwand, herbeizuführen. Es wurden cine móviles geschaffen, bewegliche Kinos auf Lkw, Booten, Esel- oder Muliwagen, die die abgelegensten Dörfer erreichen konnten.

Dies ging einher mit der Suche nach authentischen und innovativen Stilmitteln. Dabei sollten die Zuschauer, anders als zur vorrevolutionären Zeit, ihre Freuden, Nöte, Ängste und Sorgen, kurz: sich selbst wiedererkennen. Dabei spielte und spielt das Hollywoodkino eine ebenso große Rolle wie das revolutionäre Kino der Sowjetunion in den Zwanzigerjahren, der italienische Neorealismus oder die französische Nouvelle Vague. Der sozialistische Realismus wurde als eine für die neuen Herausforderungen ungeeignete Ästhetik abgelehnt.

Anfang der Neunzigerjahre wurde die wirtschaftliche Sonderperiode ausgerufen. Zwar sind die finanziellen Mittel begrenzt und die kubanischen Filmemacher müssen nun nach internationalen Kooperationspartnern suchen, es ist ihnen aber gelungen, zu ihren Prinzipien zurückzukehren: Freiheit des künstlerischen Ausdrucks, Experimentierfreude und Nähe zum kubanischen Publikum.