Sichere Siegerin Simonis

■ Schleswig-Holstein: CDU sinkt auf 35 Prozent, Grüne wackeln, SPD legt zu

Der SPD in Schleswig-Holstein winkt die absolute Mehrheit. Der einzige Grund: Der CDU-Skandal schlägt voll auf die Landespolitik durch. Zumindest würde die Partei von Ministerpräsidentin Heide Simonis mit Abstand stärkste Fraktion werden, wenn die Landtagswahl am morgigen Sonntag stattfände und nicht erst am 27. Februar.

Das ergibt eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest im Auftrag des NDR-Fernsehmagazins Panorama. Sie wurde am Mittwoch durchgeführt, nach dem Rücktritt Helmut Kohls vom Ehrenvorsitz der CDU, und am Donnerstag Abend veröffentlicht.

Danach legt die SPD im Vergleich zum Monatsbeginn um zwei Prozent auf 45 Prozent zu; die Union sinkt um sechs auf nur noch 35 Prozent. Damit liegt sie allerdings immer noch klar über dem Bundesdurchschnitt, der die CDU zur Zeit bei etwa 30 Prozent ausweist. Die FDP legt leicht auf sieben Prozent zu, die Grünen schwächeln bei fünf Prozent. Eine Verdoppelung der Stimmen auf vier Prozent wird für den SSW vorhergesagt. Sonstige Parteien erreichen zusammen ebenfalls vier Prozent.

Nach dieser Umfrage wäre eine Neuauflage der rot-grünen Koalition in Kiel das wahrscheinlichste Resultat der Wahl. Aber selbst ein Scheitern der Grünen an der Fünf-Prozent-Hürde müsste die Sozialdemokraten nicht grämen: In diesem Fall könne sie mit der absoluten Mehrheit der Mandate rechnen.

Mindestens so interessant wie die Prozentspekulationen sind die Antworten auf zwei weitere Fragen der Meinungsforscher. 56 Prozent der 1001 Befragten halten die Behauptung des CDU-Spitzenkandidaten, stellvertretenden Parteivorsitzenden und früheren Generalsekretärs der Union, Volker Rühe, für „nicht glaubwürdig“, er habe von der illegalen Spendenpraxis und den geheimen Konten der Bundespartei nichts gewusst. Und für 45 Prozent der Befragten hat der CDU-Skandal zur Folge, dass sie bei „einer anderen Partei als bei der vorigen Wahl“ ihr Kreuzchen machen wollen. Es liegt auf der Hand, dass es sich hierbei nahezu ausschließlich um bisherige CDU-WählerInnen handelt.

Nach der Analyse von Infratest-Meinungsforscher Richard Hilmer verliere die CDU auch in Schleswig-Holstein Stammwähler. Diese gingen „vermehrt zur FDP“. Nicht feststellbar sei, dass sich die Leute von der Politik abwenden würden, so Hilmer. Vielmehr sei das Interesse gerade in Schleswig-Holstein sehr groß. smv