Eine häufig rotierende Fachkraft

Mathilde Koller wird Staatssekretärin bei Werthebach. Wie der Innensenator arbeitet sie lange für den Verfassungsschutz

Der Ärger, den er mit seinem Staatsekretär Kuno Böse hatte, scheint Innensenator Eckart Werthebach (CDU) noch in den Knochen zu stecken. Böse war mit dem autokratischen Führungsstil seines Chefs nie richtig klargekommen und hatte zudem eigene Ambitionen auf dessen Sessel. So etwas soll nicht wieder vorkommen.

Rüdiger Jakesch, der neue Mann für den Sicherheitsbereich, ist bereits nach einem Monat auf halbe Höhe zurechtgestutzt. Bei der Suche nach einer Idealbesetzung für die allgemeine Verwaltung ist der Senator nun in der eigenen Vergangenheit fündig geworden. Staatsekretärin soll die parteilose – CDU-nahe – Mathilde Koller werden.

Von ihr ist bekannt, dass sie übertragene Aufgaben „nur maximal vier Jahre machen will“. Das reicht knapp für die Legislaturperiode, denn bisher hat Koller sich an ihr Motto gehalten. Nach dem juristischen Staatsexamen war die heute 50-jährige Saarländerin 1978 zum Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln gegangen. Kaum eine Abteilung hat sie dort ausgelassen: Im Bereich Rechtsextremismus war sie 1980 am Verbot der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ beteiligt, wechselte dann 1981 zur Informationsbeschaffung beim Linksextremismus.

Über die Spionageabwehr gelangte sie in den Stab des Präsidenten. Nächste Station auf dem Weg nach oben bildete dann das „Nato Defense College“ in Rom, die Kaderschmiede des westlichen Militärbündnisses. Hier erreichte sie 1992 die Anfrage von Heinz Eggert (CDU), damals Innenminister in Sachsen. Wie in den übrigen neuen Bundesländern wurde dort jemand gesucht, der einen Verfassungsschutz aufbauen konnte.

So wurde Mathilde Koller im November 1992 die erste Frau an der Spitze eines deutschen Geheimdienstes. Vier Jahre lang verstärkte sie in der Nebelwelt nun den Reformflügel um Wolfgang Pfaff (Brandenburg) und Ernst Uhrlau (Hamburg). Was sie nicht abhielt, als erste die „Kommunistische Plattform“ in der PDS überwachen zu lassen. Als die selbst gesetzte Zeit beim Verfassungsschutz abgelaufen war, wechselte Mathilde Koller als Abteilungsleiterin für Personal- und Organisation in die Staatskanzlei des sächsischen Ministerpräsidenten Kurt Biedenkopf (CDU). Von dort kommt sie nun nach Berlin.

Trotz der geheimdienstlichen Vita bescheinigen ihr selbst politische Gegner, sie nehme die „Berichterstattung gegenüber dem Parlament sehr ernst“. Damit wäre Koller vermutlich die bessere Wahl für den Sicherheitsbereich. Dass sie nun für die allgemeine Verwaltung zuständig ist, dabei wird sich Werthebach schon was gedacht haben. Otto Diederichs